Antje Röwe

Talente managen – eine erlernbare Kunst?

Antje Röwe hat nach einem radikalen beruflichen Neuanfang vor zehn Jahren ihr Thema gefunden: Menschen bei der Entdeckung ihrer Potenziale zu unterstützen und Unternehmen dabei zu begleiten, geeignete Rahmenbedingungen für eine Potenzialentfaltungskultur aufzubauen.

Mit dem von ihr entwickelten TalentFaktor ist sie in der Lage, die richtigen Fragen zu stellen – individuell, systematisch, zielorientiert.

Ein Interview von Elita Wiegand mit Antje Röwe.

Wir sind mitten im Umbruch, unsere Arbeitswelt verändert sich rasanter denn je: Sie wird mobiler, digitaler und flexibler. Auf welche Veränderungen müssen sich Unternehmen einstellen?  

Antje Röwe: Wir erleben den digitalen Wandel in einer globalisierten Welt. Durch die demografische Entwicklung werden langfristig Fachkräfte fehlen, die Komplexität steigt und Unternehmen müssen sich mehr denn je auf flexible Arbeitszeiten einstellen. Der Wandel beinhaltet auch, dass die Teamarbeit stärker gefördert werden muss, Transparenz und Führung auf Augenhöhe sind wichtige Faktoren. Auch in Konzernen setzten sich für das Projekt- und Produktmanagement immer mehr agile Methoden wie „Scrum“ durch, die zu schnellen und effektiven Lösungen führen. Zudem wollen viele junge Menschen einer sinnvollen Arbeit nachgehen, die Freude macht und sie erfüllt. Um diese unterschiedlichen Herausforderungen zu meistern, müssen sich Führungskräfte umstellen und sie benötigen neue Kompetenzen.

Der Wandel macht sich also nicht nur in den Strukturen und der Organisation bemerkbar. Wer gute Mitarbeiter will, muss ein attraktiver Arbeitgeber sein. Wie und womit steigern Unternehmen die Anziehungskraft auf Bewerber?

Antje Röwe: Es spricht sich heute schneller herum, wenn ein Unternehmen seine Mitarbeiter schlecht behandelt. Deshalb spielen Werte auch eine bedeutendere Rolle, als früher. Wird der Mitarbeiter wertgeschätzt? Wird er gefördert? Wie ist das Umfeld gestaltet? Neben einem individuell passenden Arbeitsplatz geht es also auch darum, dass sich Mitarbeiter in einem Unternehmen wohlfühlen und sie als Menschen mit ihrer Tätigkeit anerkannt werden. Wertschätzung und Verbundenheit also nicht nur intern, sondern auch gegenüber Kunden und Lieferanten. Ein „New Work“ Unternehmen weiß auch, dass eine umfassende Lernkultur notwendig ist. Es gilt aus Fehlern zu lernen und sie beim nächsten Mal zu vermeiden.

Neues Arbeiten bedeutet aber heute auch, dass Mitarbeiter nicht mehr streng einer Tätigkeit nachgehen, sondern ihre Talente in Projekten einsetzen und flexibel sind. Sie bieten den Talentfaktor an und befähigen damit Führungskräfte und Mitarbeiter ihre Stärken zu erkennen. Wie reagieren Unternehmer auf Ihr Angebot?

Antje Röwe: Interessiert und skeptisch zugleich. Viele Unternehmer haben erkannt, dass es sich lohnt die Stärken ihrer Mitarbeiter zu fördern. Die Zufriedenheit steigt, wenn Mitarbeiter ihre favorisierten Fähigkeiten am richtigen Ort einsetzen können und das wirkt sich natürlich auch positiv auf den Unternehmenserfolg aus. Doch einige Chefs tun sich schwer. Es erfordert viel Mut, als Vorbild voranzugehen und die eigene Tätigkeit als Führungskraft kritisch zu reflektieren.

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Sie arbeiten mit einigen großen Unternehmen zusammen, die erfolgreich den Talentfaktor einsetzen. Was beinhaltet Ihr Angebot? 

Antje Röwe: Der Talentfaktor leitet im Kern zur persönlichen und beruflichen Selbstreflexion an. Die Teilnehmer erkunden zunächst ihre Fähigkeiten. „Welche Fähigkeiten habe ich entwickelt? Wann bin ich im Flow?“ Oft fehlt den Mitarbeitenden das Bewusstsein, dass Fähigkeiten, die zum Beispiel bei der Arbeit erworben worden sind bzw. die sie ihrer Person zuschreiben im Sinne von „so bin ich halt“  wertvoll sind. Gerade diese Fähigkeiten braucht es dann aber vielleicht in einem agilen Team. Wir unterstützen mit einem strukturierten Prozess Menschen dabei, den Schatz hervorzuheben und ein klares Profil zu erarbeiten. Im zweiten Schritt geht es um Themen wie Werte und Rahmenbedingungen, die Sie anziehen: „Für welche Themen interessiere ich mich, was zieht mich an, wofür brenne ich?“ Danach kann man sich mit den eigenen Fähigkeiten und Werten identifizieren und das stärkt das Selbstbewusstsein und gibt Orientierung.

Sie sind eine erfolgreiche Trainerin und Referentin. Zu so etwas wird man ja nicht geboren. Wie war ihr Weg?

Antje Röwe: Mein Leben ist von einer Vielzahl von Umbrüchen und Veränderungen geprägt. Ursprünglich stamme ich aus Ostdeutschland, habe dann im Westen Betriebswirtschaft studiert und später in unterschiedlichen Bereichen der Wirtschaft gearbeitet. Besonders intensiv war neben der Familiengründung die Aufbauphase eines Handwerksunternehmens, das ich gemeinsam mit meinem damaligen Mann sieben Jahre geführt habe. Ganz praktisch habe ich erfahren, wie wichtig es ist, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am richtigen Platz arbeiten und sich dort entwickeln können, von welcher zentralen Bedeutung die richtige Zusammensetzung eines Teams ist und dass letztlich nichts geht ohne eine kompetente Führung. Diese Erfahrungen fließen heute ein in meine Trainertätigkeit und in meine Vorträge.

Nun sind Veränderungen immer auch eine Hürde, um etwas anzupacken. Was passiert, wenn sich ein Unternehmen auf den Prozess des Talentfaktors einlässt?

Antje Röwe: Der Prozess kann bei dem ein oder anderen zunächst Irritation auslösen. Doch sobald erlebt wird, dass der Talentfaktor meine persönliche und berufliche Entwicklung befördert, steigt die Bereitschaft zur Mitarbeit. Führungskräfte erkennen zudem, wie die Logik des Talentfaktors sie bei Führungsaufgaben oder beim Recruting unterstützen kann. Im Ergebnis führt meine Arbeit in einem Unternehmen häufig zu einer veränderten Haltung mit bewussterem und eigenverantwortlichem Handeln bei Mitarbeitern, auch weil der eigene Gestaltungsspielraum (wieder) gesehen wird. Viele Führungskräfte erkennen, dass ihre Haltung und ihr Handeln in bestimmen Rahmenbedingungen unmittelbar die Kreativität, Leistungsfähigkeit, Zufriedenheit und Gesundheit ihrer Mitarbeiter beeinflusst.

Ihr Kunde, die Bitburger Braugruppe arbeitet seit 2011 mit Ihnen zusammen. Was hat das Unternehmen bewegt, den Talentfaktor einzusetzen?

Antje Röwe: Die Bitburger Braugruppe wünscht sich selbstbewusst handelnde und starke Persönlichkeiten im Unternehmen. Dafür ist der Talentfaktor ein ideales Instrument und es passt hervorragend zu deren Personal-Philosophie. Das Potential-Entwicklungsprogramm kommt besonders bei den jungen Mitarbeitern gut an, weil sie ihr Profil schärfen und persönliche wie berufliche Entwicklungsschritte bewusst angehen können. Bislang waren die Rückmeldungen der Teilnehmer sehr positiv.

Sie verbinden Ihre Tätigkeit mit einer Vision, arbeiten mit Herzblut und Leidenschaft an dem Kulturwandel und sind besonders engagiert.

Antje Röwe: Ich liebe, was ich tue und wünsche mir, dass mehr Menschen den beruflichen Ort finden, der zu ihnen passt, ihnen Freude macht, der Sinn vermittelt und ihr wirtschaftliches Auskommen sichert.


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