NEW: Energieversorger unter Strom 

Frank Kindervatter ist Vorstandsvorsitzender des Energieversorgers NEW mit Sitz in Mönchengladbach. Außerdem ist der 50-Jährige Geschäftsführer der NEW Kommunalholding. Die NEW ist ein kommunales Versorgungsunternehmen mit starker Verwurzelung am Niederrhein und beliefert rund 400.000 Kunden mit Strom, 157.000 mit Gas und 102.000 mit Wasser.

Frank Kindervatter, Vorstandsvorsitzender des Energieversorgers NEW

Elita Wiegand führte das Interview mit Frank Kindervatter, Vorstandsvorsitzender der NEW

„Wir hätten, wir müssten, wir sollten…“ So nähern wir uns sprachlich dem Dieselfahrverbot. Für Sie spielt das Fahrverbot vermutlich keine Rolle, denn es liegt nahe, dass Sie als Stromanbieter auf Elektromobilität setzen. Wie läuft es?

Frank Kindervatter: Ich bin seit mehr als 18 Monaten elektrisch unterwegs und fahre knapp 40.000 Kilometer pro Jahr.  Es funktioniert, und ich bin noch nie liegengeblieben. Manchmal erlebe ich allerdings kleine Überraschungen. Es gibt inzwischen diverse Apps, auf denen die Ladesäulen verzeichnet sind, aber viele sind unvollständig oder falsch. Ich war vor kurzem in Osnabrück und wurde von der App auf einen Parkplatz gelotst. Da war zwar ein Schild, auf dem stand, dass ich während des Ladevorgangs dort unentgeltlich parken kann. Das Einzige, was fehlte, war jedoch die Ladesäule.

Und die fehlen an vielen anderen Stellen auch…

Frank Kindervatter: Das wollen wir ändern und schaffen in unserem Gebiet eine Infrastruktur für Ladesäulen, die ausschließlich aus erneuerbaren Energien gespeist werden. Doch unsere Investitionsmöglichkeiten sind begrenzt, und wir bieten somit nur eine Grundversorgung an.  Unternehmen können jedoch unser Angebot nutzen und bei der NEW Ladesäulen kaufen oder mieten. Wir übernehmen den Betrieb der Anlage, und wenn jemand an der Säule lädt, erhält das Unternehmen die Vergütung.

Für Sie ist Elektromobilität ein Muss. Wie sieht es bei Ihren Mitarbeitern aus?

Frank Kindervatter: In unserem Unternehmen darf künftig keine Führungskraft ein reines Verbrennungsauto fahren. Das ist allerdings aufgrund der größeren Strecken manchmal eine Zumutung, weil die meisten Elektrofahrzeuge nicht die notwendige Reichweite haben. Doch unsere Firmenpolitik ist darauf ausgerichtet, dass wir den Elektroantrieb bevorzugen und für uns ist das Elektroauto das gesetzte Fahrzeug. Wir bieten darüber hinaus ein Förderprogramm für Mitarbeiter an. Außerdem können unsere Mitarbeiter bei uns in Kürze unentgeltlich laden – wir bauen dazu gerade 100 Ladepunkte für unsere Elektroflotte aus.

Welche Voraussetzungen müssen für die erfolgreiche Energiewende geschaffen sein?

Frank Kindervatter: Wir sind groß genug, um Projekte für die Energiewende anzustoßen, die ja vor Ort stattfinden muss. Allein in unserem Netzgebiet gibt es etwa 10.000 Anlagen von Privatpersonen und Investoren, die bei uns ins Netz einspeisen. Wir müssen auf Dauer Technologien und Rahmenbedingungen schaffen, wie man mit der Einspeisung umgeht, denn wir haben zu bestimmten Zeiten bereits mehr Energie, als wir im Versorgungsnetz brauchen. Nun geht es darum, wie man solche Dinge in Zukunft intelligent steuert. Kleinere Stadtwerke werden langfristig Probleme haben, sich mit den Algorithmen und Technologien auseinanderzusetzen, die notwendig sind, um diese Aufgaben zu bewältigen.

„Die beste Energie ist die vermiedene Kilowattstunde.“ Ein Zitat von Ihnen, doch wie ist dieser Satz zu erklären?

Frank Kindervatter: Spontan würde man sagen: Der verhindert gerade das, was er verkauft. Hintergrund ist, dass wir uns langfristig weniger als Energielieferant sehen, sondern als Dienstleister. Und da haben wir viele Ideen. Zum Beispiel einen Stromzähler, der anzeigt, wie viel Energie Sie verbrauchen. In privaten Haushalten ist Strom ein Komfortprodukt – aber es interessiert keinen. Wir arbeiten mit Unternehmen daran, wie man die Analysefähigkeit so stark erhöhen kann, dass man mit diesem Zähler ermitteln kann, ob Waschmaschine oder Kühlschrank nicht effizient arbeiten.

Nun kann man zwar im Haushalt Energie sparen, aber wirklich effizient wird es an anderer Stelle. Was kann ich als Verbraucher zusätzlich tun?

Frank Kindervatter: Es gibt viele Verbraucher, die etwas für die Umwelt tun wollen, aber sich beispielsweise nicht mit einer Solaranlage befassen möchten. Wir bieten das NEW Energiedach an und bauen für den Kunden die Solaranlage auf dem Dach. Der Vorteil: Der Kunde muss das Solardach nicht selber kaufen, profitiert aber von der Einspeisung und dadurch fällt die Stromrechnung deutlich geringer aus. Wenn man sich selbst also nicht darum kümmern will, ist man mit dem NEW Energiedach gut beraten.


NEW AG 

Odenkirchener Straße 201
41236 Mönchengladbach

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