Jörg Heynkes: Der ZukunftsMacher
von Elita Wiegand
Er ist Unternehmer, Innovator und Aktivist: Jörg Heynkes ist aber vor allem ein Macher mit dem Drang, sich weiterzuentwickeln, Neues zu lernen und Veränderungen bei sich und anderen anzustoßen. Zehn Berufe hat er inzwischen ausgeübt, unzählige Projekte initiiert und er ist heute Chef von vier Unternehmen. Der kritische Denker ist unbequem und provokant. Er legt immer wieder den Finger in die Wunde und kämpft für eine nachhaltige, lebenswerte Zukunft. Eine Begegnung mit dem ZukunftsMacher.
Am Eingang steht das weiße Pförtnerhäuschen mit der schwungvollen Kuppel, das an längst vergangene Tage erinnert. Der Gebäudekomplex, der heute die „VillaMedia“ in Wuppertal beheimatet, war einst der größte Vieh-und Schlachthof des „ Deutschen Reiches“ hat das etwa 12.000 Quadratmeter große Gelände von der Stadt Wuppertal gekauft, aufwendig saniert und im Jahre 1998 wurde der Medien-und Dienstleistungsstandort eröffnet. In der ViallaMedia lebt, arbeitet und wirkt der Unternehmer gemeinsam mit 20 anderen Unternehmen und hier spiegelt sich auch seine Vielfalt wieder. Unter dem Dach der „VillaMedia 1“ befindet sich die Eventlocation für Hochzeiten, Kongresse und Firmenevents, in anderen Etagen ist das Innovationszentrum NRW für Workshops und Seminare untergebracht. Dazu seine Firmen „Energie pur“, ein Beratungsunternehmen für Energie-, Effizienz- und Mobilitätskonzepte und die Firma „Entrance“ für künstliche Intelligenz und Robotik.
Die schwebende Photovoltaikanlage mit seinem futuristischen Anbau und die Ladesäulen für Elektroautos stehen für sein Engagement im Bereich Umwelt. Daneben hat Jörg Heynkes das klimaneutrale Quartier Arrenberg initiiert und gemeinsam mit zahlreichen Mitstreitern aus dem Quartier entwickelt. Doch wie schafft er es, die unterschiedlichen Aktivitäten unter einen Hut zu bringen, wie sieht sein Arbeitsalltag aus?
Herausforderungen annehmen
Der frühere Werbe-und Industriefotograf Heynkes liebt Herausforderungen, ist getrieben, will sich weiterentwickeln. „Wenn ich etwas gut kann und erfolgreich bin, wird es mir schnell langweilig“, sagt der 55-Jährige. Ein Muster, dass er in den letzten 30 Jahren immer wieder durchlebt hat. Doch er hat ein Händchen, findet immer wieder qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die verantwortungsvoll und motiviert sind und seine Projekte fortführen. Sein Führungsstil ist sein Erfolgsgeheimnis. Als Chef von vier Firmen unterstützt er seine Mitarbeiter, begleitet sie, wann immer es erforderlich ist. Doch er verzichtet auf Kontrolle und lässt ihnen Freiraum, um sich zu entwickeln. „Das ist ein schmaler Grat, auf dem ich mich bewege“, betont der Unternehmer, „denn dazu gehört, dass ich Fehler zulasse oder Projekte auch mal scheitern.“ Doch er setzt auf seine Stärken: Loslassen, vertrauen, wertschätzen und damit andere befähigen, erfolgreich zu sein.
Spielräume für seine Fortentwicklung
„Ich stelle Menschen ein, die besser sind, als ich“, betont Jörg Heynkes und schmunzelt dabei: „Eigentlich bin ich faul und wenn das Team einen großartigen Job macht, habe ich Spielräume für die Dinge, die mir wichtig sind. Zeit, um seine Ehrenämter auszuüben zum Beispiel als Vizepräsident bei der Bergischen IHK – Wuppertal – Solingen – Remscheid oder beim Landesverband „Erneuerbare Energien“. Seit vier Jahren ist er verstärkt als Redner unterwegs, hält Vorträge oder gibt Workshops auf Kongressen, bei Verbänden oder Unternehmen zu den Themen der „Großen digitalen Transformation“, nachhaltiger Mobilität, Energieversorgung oder Stadtentwicklung von unten. Seine Tätigkeiten als Speaker, Geschäftsführer oder Aktivist erfordern ein hohes Maß an Flexibilität. „Ich muss viele Dinge parallel umsetzen. Doch ich kann sogar zwischen zehn Projekten schnell umschalten und die verschiedenen Aufgaben erledigen,“ so Heynkes.
Unbequeme Wahrheiten
Fleiß und Ausdauer, dazu eine Portion Hartnäckigkeit zeichnen den Wuppertaler aus, aber er polarisiert auch, vertritt unbequeme Meinungen, streitet und kämpft konsequent für den Klimaschutz. „Ich will mit meinem Handeln dazu beitragen, dass unser Planet in seiner Großartigkeit erhalten bleibt.“ Seine Augen funkeln und seine Leidenschaft drückt sich in seiner Gestik aus, jetzt geht das Reden mit ihm durch: „Ich habe früher schon als Jugendlicher gegen Atomkraftwerke in Brokdorf oder die Startbahn West demonstriert. Woher mein Engagement kommt? Ich weiß es nicht, meine Eltern waren kein Vorbild für mich,“ erklärt er. Er regt sich auf, wird lauter, weil er seinen Sätzen Nachdruck verleihen will: „Es geht mir auf die Nerven, dass Menschen nicht vom Denken ins Handeln kommen. Obwohl 80 Prozent der Bürgerinnen und Bürger der Meinung sind, dass erneuerbare Energien ausgebaut und viel stärker genutzt werden müssen, wir den C02 Ausstoß reduzieren müssen, passiert viel zu wenig, weil kaum einer etwas selbst tun will. Höchste Zeit, dass jeder Verantwortung übernimmt!“ Er tut es!
Pionier in Sachen Nachhaltigkeit
Der Verfechter für den Klimaschutz hat bereits 1998 seine erste Solaranlage gebaut, seit 2012 seinen ganzen Fuhrpark auf Elektromobilität umgestellt. Mehr noch: Er gründete 2012 die Wuppertaler Initiative „W-EMOBIL100“ und motivierte andere seinem Beispiel zu folgen. Etwa 100 Bürger und Unternehmer haben sich daraufhin ein Elektroauto angeschafft, um die Technologie voranzutreiben.
Vorreiter ist Heynkes auch bei der Energieversorgung. Seine Begeisterung für neue Technologien haben ihn dazu gebracht, stets bestehende Technologien auch in der Praxis einzusetzen. So haben die vier Gebäude des Komplexes der VillaMedia eine gemeinsame Energiezentrale aus der die Büroflächen nachhaltig mit Energie versorgt werden. Dazu gehören sieben Solaranlagen, ein Blockheizkraftwerk und eine Brennstoffzelle, die mit „grünem Gas“ versorgt werden genauso wie Energiespeicher, „power to heat“ und „power to cool“. Somit produziert er in seinem Wuppertaler Standort etwa zehn Prozent mehr Energie, als verbraucht werden und gilt mit seinem „Microgrid“ als Musterbeispiel. Er demonstriert, wie sich Gebäude im Bestand fast autark, wirtschaftlich und klimafreundlich mit Energie versorgen lässt. Für das Engagement wurde er 2016 mit dem deutschen Solarpreis ausgezeichnet.
Zukunft gestalten
Es geht um unsere Zukunft. Und wieder empört sich Heynkes: „Wie sind in inmitten der größten Transformation, die die Menschheit je erlebt hat. Doch die epochalen Veränderungsprozesse über die Digitalisierung, blenden viele Unternehmen und Politiker aus. Wir müssen dringend unsere staatlichen Systeme umbauen, um zukunftsfähig zu bleiben“, betont er. Doch kaum einer wage den Blick in die Zukunft. Deshalb ist er jetzt als Keynotespeaker unterwegs, hält Vorträge und gibt Workshops, um ein Bewusstsein für die Transformation zu schaffen, zu sensibilisieren und Menschen wachzurütteln. Er trägt ein T-Shirt auf dem der Begriff „Der ZukunftsMacher“ gedruckt ist – heißt, dass wir in Zukunft noch viel von ihm hören werden.
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