Happy Leaders: Körper und Seele in Balance halten

Viele Chefs überschreiten oft die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Warum? Die Vielzahl der Fähigkeiten, die dieser Job heute jedem Führungsverantwortlichen abverlangt, erfordert überdurchschnittlich hohe Konzentration und Leistungsfähigkeit. Wer da nicht bewusst mit seinen Kräften haushaltet, droht aus dem Gleichgewicht zu fallen und für sich selbst und andere unausstehlich zu werden.

Sabine Bredemeyer

Als Chef sind Sie der Medizinmann

Wer verantwortungsvolle Aufgaben übernommen hat und seinen Körper und seine Seele nicht in Balance hält, um diese mentalen und körperlichen Höchstleistungen zu kompensieren, wird schnell zu einer „wandelnden Umweltverschmutzung“. Und damit zu einem demotivierenden Chef, der durch die Abteilungen poltert und mit seiner Reizbarkeit und schlechten Laune das gesamte Unternehmensklima vergiftet.

Chefs können aber auch wie ein Medizinmann wirken. Der eine kann durch seine Magie die Menschen seines Volkes heilen um ihre Kräfte zu stärken für den Umgang mit den Gefahren der Natur und für die Abwehr von Eindringlichen. Der andere bestärkt mit seiner positiven Ausstrahlung die nötige Leidenschaft und Leistungsbereitschaft seiner Mitarbeiter, um die Veränderungsprozesse in Schwung zu halten.

Ihre Mitarbeiter halten Ihnen den Spiegel vor

Wenn Sie unter Ihren Mitarbeitern kontraproduktive Verhaltensweisen feststellen, können Sie  sicher sein, dass dies in den meisten Fällen nicht an den Mitarbeitern liegt. Oft liegt die Ursache an Ihnen, an dem, was Sie ausstrahlen und was sie von Ihnen wahrnehmen. Dann reicht Ihre eigene Begeisterung und Energie vielleicht einfach nicht mehr aus, um sie so zu begeistern, dass sie dran bleiben und alles geben, um das gemeinsame Ziel zu erreichen. Eventuell sind Sie sogar schon an einem Punkt angekommen, an dem Sie wegen Ihrer Überanstrengung einfach unausstehlich und eine wandelnde Umweltverschmutzung geworden sind. Dann wird es Zeit, dass Sie sich um sich selbst kümmern. Die folgenden Schritte helfen Ihnen, Ihre Kräfte und Begeisterungsfähigkeit zurück zu erlangen.

Schritt 1: Entdecken Sie Ihr WARUM – vergewissern Sie ich, dass Sie im richtigen Job sind

Finden Sie heraus, ob das, was Sie tun, für Sie einen persönlichen Sinn macht. Sicher haben Sie eine große Vision und sind angetreten, diese in die Welt zu tragen. Aber Chef sein gehört nicht für jeden Menschen zum Lebensplan. Erinnern Sie sich, was Sie sich einmal für Ihr Leben vorgestellt haben. Gehört Chef sein dazu?
Voraussetzung dafür ist, dass Sie bereit sind, für Ihre Menschen da zu sein. Ihnen zu dienen. Sie zu begeistern. Als Chef tragen Sie nicht nur die Verantwortung für die Unternehmensergebnisse, sondern ganz besonders auch für die Menschen, die diese Ergebnisse ‚produzieren’. Nur wenn Sie im Einklang mit Ihren Vorstellungen von Ihrem Leben und mit Ihren Träumen sind, fühlen Sie sich wohl und haben die positive Ausstrahlung, welche die Menschen, die Ihnen folgen, brauchen, um mit Leidenschaft dabei zu bleiben. Ein Coach kann Ihnen helfen, hier Klarheit zu finden.

Schritt 2: Machen Sie sich und anderen präsent, wohin die Reise gehen soll

Ein klares Zukunftsszenario bündelt Energien und hilft Ihnen, sich wie ein Laserstrahl auszurichten. Zudem erspart es Ihnen viel Zeit und Ärger. Abgeleitet von Ihrem Lebenssinn, vergegenwärtigen Sie sich präzise, was Sie bewirken wollen. Was genau ist der Sinn und Zweck Ihres Unternehmens oder Ihrer Abteilung? Welche positiven Veränderungen wollen Sie bewirken? Wenn Sie Ihre Mitarbeiter für dieses Zukunftsszenario begeistern können und sie es alle in sich tragen, werden sie sich genau darauf fokussieren. Diese Vorstellung wirkt wie ein Orientierung bietender Leitstrahl, der zeitaufwendige Umwege und teure Abschweifungen verhindert.

Schritt 3: Erfüllen Sie Ihre wichtigsten Grundbedürfnisse und halten Sie sich gesund

Wenn Sie nicht dafür sorgen, Ihre Grundbedürfnisse zu erfüllen, werden Sie leiden. Körperlich und mental. Fangen Sie damit an, ganz bewusst die Bedürfnisse zu erfüllen, die jeder Mensch hat. Werden sie vernachlässigt, führt das zu schlechter Laune, Schlappheit und depressiven Stimmungen – auch ohne irgendwelche Einflüsse von außen.

  • Trinken Sie  täglich etwa zwei bis drei Liter Wasser. Das hält fit, wach und konzentriert.
  • Ernähren Sie sich gesund – lassen Sie sich beraten, wenn Sie nicht sicher sind, was dafür wichtig ist.
  • Achten Sie auf frische Luft in Ihrer Umgebung und gehen Sie öfter mal ins Freie – natürlich am besten ins Grüne.
  • Geben Sie Ihrem Gehirn mindestens sechs bis acht Stunden Schlaf pro Nacht, um zu regenerieren und leistungsfähig zu bleiben. Schlaf macht klug, gelassen und fit.
  • Bewegen Sie Ihren Körper. Machen Sie Sport. Wer sich nicht bewegt, kann nichts bewegen.
  • Pflegen Sie Ihre Beziehungen, besonders auch außerhalb Ihres Jobs. Vernachlässigen Sie Ihre Freunde und Familie nicht, denn sie geben Ihnen den Halt, den Sie für Ihren anstrengenden Job brauchen.
Schritt 4: Identifizieren Sie Ihre ganz persönlichen Wohlfühl-Bedürfnisse

Beobachten Sie sich und finden Sie heraus, was Sie noch brauchen, um sich rundum wohl zu fühlen. Jeder hat andere Bedürfnisse, es lohnt sich, genauer hinzusehen. Beobachten Sie genau, was Sie ärgert, aus der Fassung bringt oder in Stress, damit Sie beginnen können, besser für sich  zu sorgen. Fertigen Sie dazu eine Liste mit konkreten Umsetzungspunkten an.

Schritt  5: Kommunizieren Sie Ihre Ich-Gebrauchsanweisung

Nachdem Sie Ihre  ganz persönlichen Bedürfnisse und Eigenheiten identifiziert haben, schreiben Sie sie auf und finden Sie heraus, auf welche Weise sie erfüllt werden könnten. Dann kommunizieren Sie Ihr Ergebnis in dem Bewusstsein, dass jeder Mensch anders ist und sein darf. Seien Sie dabei präzise, so dass andere – sollten sie zur Bedürfniserfüllung nötig sein – verstehen können, was genau sie tun oder lassen sollten, damit Sie sich wohler fühlen. Ihre Umgebung wird froh sein, klar zu wissen, wie Sie ticken. Sie werden darauf eingehen, vorausgesetzt Sie respektieren ihre Bedürfnisse ebenso.

Schritt 6: Identifizieren und kommunizieren Sie Ihre Werte

Unsere persönlichen Werte wirken wie ein innerer Kompass und beeinflussen unser Denken, Fühlen und Handeln. Das gilt auch für unseren Lebenssinn und unsere Bedürfnisse, selbst wenn sie uns nicht bewusst sind. Kennen wir jedoch unsere Werte, werden uns Entscheidungen leichter fallen, da wir mögliche Lösungen an ihnen messen können und die richtige Lösung schneller erkennen. Sie sind unfehlbare Wegweiser zu unserer inneren Balance. Sind sie kommuniziert, mit allen vereinbart und implementiert, ersparen sie Ihnen langwierige Entscheidungsprozesse und haben darüber hinaus eine positive Wirkung nach außen.

Schritt 7: Trainieren Sie Ihre soziale und emotionale Kompetenz

Achten Sie auf Ihre Gefühle. Sie sind die intelligenteste Sprache unseres Körpers. Sie signalisieren schneller und weitaus präziser, was da im Außen passiert, als unser Verstand. Dazu müssen wir sie wahrnehmen. Ein gutes Training besteht darin, mehrmals am Tag inne zu halten und in sich hinein zu spüren und das Gefühl, das Sie wahrnehmen, zu benennen. Ein einfaches „Gut“ oder „Schlecht“ reicht da nicht aus. Lernen Sie das Vokabular Ihrer wichtigsten ca. 150 unterschiedlichen Gefühle. Wenn Sie sie unterscheiden können, werden Sie klar erkennen können, was in Ihrer Umwelt wirklich passiert und wie es Ihrem Gegenüber wirklich geht. So verbessert sich Ihre Kommunikation mit Ihnen selbst und Ihren Mitarbeitern.

Schritt 8: Seien Sie diszipliniert

Ohne sie hätten Sie es nicht bis hierher geschafft: Ihre Disziplin. Es ist ganz einfach, zu einer wandelnden Umweltverschmutzung zu mutieren: Lassen Sie sich gehen und kümmern Sie sich  ausschließlich um Ihr Business. Sinnvoller ist es, diese wertvolle Tugend für den wichtigsten Menschen in Ihrem Leben einzusetzen: für Sie selbst. Sorgen Sie dafür, dass Sie als ausgeglichener Mensch mit einer klaren Vision die Energie haben, Ihre Menschen für Ihre gemeinsamen Ziele zu begeistern.