Back to the berries: Naturprodukte als Seismograf des Wertewandels

Sein Name klingt wie ein Witz, doch es gibt ihn wirklich: Den Waschnuss- oder auch Seifenbaum. Ein bisschen Seriosität gewinnt er immerhin durch seine botanischen Bezeichnung, welche sogar recht melodisch auf der Zunge zergeht: Sapindus saponaria. In seinem Aussehen leicht an eine Eiche erinnern, wächst er in subtropischen Regionen in Süd- und Mittelamerika sowie der Karibik, doch hat er auch Verwandte in Indien und Südostasien.

Der Waschnussbaum (Foto: Wikipedia)

Der Allrounder aus der Natur: Seifige Beeren

Allerdings ist es nicht der Baum selbst, der ihm seinen Namen gibt, sondern die Eigenschaften seiner Früchte. Seifennüsse oder auch -beeren sind als natürliches Waschmittel seit Jahrtausenden bekannt. Sie bestehen zu zehn Prozent aus fetten Ölen, sowie zu acht  bis 20 Prozent aus Saponinen. Der Anteil an Saponinen wird zur Herstellung von Saponingemischen verwendet, welche hauptsächlich als Waschmittel auf dem Markt vertrieben werden.

Allerdings sind Saponine darüber hinaus auch zur Haarwäsche geeignet. Dementsprechend können Seifenbeeren auch in biologisch abbaubaren Shampoos zum Einsatz kommen und werden damit zum Allrounder. Die fetten Öle werden regelmäßig zur Herstellung von Seifen verwendet.

Im Zuge eines Nachhaltigkeitstrends erfreuen sich diese seit langer Zeit bekannten seifigen Beeren nun einer neuen Beliebtheit und erscheinen damit symbolhaft für einen voranschreitenden Wertewandel in unserer Gesellschaft. Galt Plastik bis vor wenigen Jahren noch als praktisches Alltagstool, ist dessen Verwendung heutzutage angesichts der daraus resultierenden Ozeanverschmutzung immer mehr auf dem Rückzug.

Seifenbeeren als naturschonende Alternative zu herkömmlichem Waschmittel

Ähnlich wie dem Plastik geht es nun auch dem herkömmlichen Waschmittel an den Kragen. Immer lauter wird auf dessen umweltschädigende Eigenschaften hingewiesen. Waschmittel gelangen nämlich nach der Verwendung in die Kläranlagen und damit in die Fließgewässer.

Obwohl Gesetzte mittlerweile regeln, welche Stoffe Waschmitteln zugesetzt werden dürfen, sind manche enthaltenen Chemikalien dennoch umweltschädigend, weil sie nicht biologisch abgebaut oder von den Kläranlagen gefiltert werden können. Überdies enthalten als antibakteriell ausgezeichnete Waschmittel oftmals Biozide, welche negative Auswirkungen auf Wasserlebewesen und biologische Kläranlagen haben können.

Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass die beinahe vergessenen Seifenbeeren nun wieder in die Supermarktregale gespült werden. Nachhaltig verpackt in Baumwollsäckchen ist ihre Anwesenheit ein Seismograf für die Veränderung klimapolitischer Werte in unserem Konsumverhalten. Immer mehr Menschen sind sich der umweltschädlichen Wirkung von verschiedensten herkömmlichen Produkten bewusst und achten daher in ihrem Konsumverhalten vermehrt auf Nachhaltigkeit.

Welche Werte wieder Bedeutung gewinnen

Dementsprechend lässt sich die Entwicklung des voranschreitenden Wertewandels daran ablesen, ob und wenn ja wie viele praktikable ökologische Alternativen zu herkömmlichen Produkten auf dem Markt vorhanden sind. Doch welche Werte genau sind es, die aus diesem Wandel hervorgehen?

Die Anwesenheit von Naturprodukten wie Seifenbeeren, die bereits unsere Vorfahren vor tausenden von Jahren benutzt haben, legen die Annahme nahe, dass unsere Werte sich zurück entwickeln zu mehr Naturverbundenheit und Achtsamkeit im Umgang mit der Natur.

Anstatt auf chemische Produkte zu setzen, die unsere Umwelt belasten, wird ressourcenschonend verwendet, womit die Natur uns versorgt. Das Wissen unserer Vorfahren erlangt damit wieder neue Bedeutung in unserer entwickelten Zeit. Übrig bleibt einzig die Frage, warum wir dieses Wissen überhaupt erst wiederentdecken mussten.