Wo sind die Vorbilder in der Wirtschaft geblieben? 

Interview mit Wulf-Hinnerk Vauk, Dipl.-Betriebswirt, Berater und Coach, ein Experte in Sachen Business Diplomatie.

Sie haben 2010 die Business-Diplomatie gegründet, coachen Führungskräfte, geben Seminare und halten Vorträge. Was bedeutet für Sie Business-Diplomatie?

Wulf-Hinnerk Vauk: Business-Diplomatie bedeutet das emotionale und gleichzeitig rationale Navigationssystem im Umgang mit Menschen. Denn fast alles hat ursächlich mit Menschen zu tun. Dabei ist das Ziel der rationale Ort und die Software, die wir zur Berechnung des Weges brauchen, die Softskills menschlichen Verhaltens. Insbesondere sind das Stil, Werte, Intuition und Timing. Zusammen ergibt das den Charakter, der sich in der äußerlichen Haltung und dem Verhalten zeigt.

Sie haben für Führungskräfte das Programm „Switch“ entwickelt. Was muss man sich darunter vorstellen?

Wulf-Hinnerk Vauk: Switch setzt sich aus vier Begriffen zusammen: Stil und Werte, Intuition und Timing. Das „Ch“ steht für Charakter und Haltung. Stil beinhaltet, wie mich Menschen in der nonverbalen und verbalen Kommunikation einschätzen. Wie ist mein Stil, meine Stimme, was drückt meine Kleidung aus? Auch die Etikette spielt heute wieder eine besonders große Rolle und darauf wird Wert gelegt, weil es den Umgang miteinander menschlich gestaltet. Charakter wiederum wird durch Haltung verdeutlicht. Man kann den Stil trainieren. Werte bedeuten Wertschätzung, wertvoll und werthaltig. Intuition bedeutet auf den Bauch zu hören. Werthaltig ist alles, was auf dieser Welt passiert. Und Timing  bedeutet, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten.

Doch gerade in der letzten Zeit, stehen Werte auf dem Prüfstein. Es gibt viele negative Beispiele, die zeigen, dass  Managern die Gewinnmaximierung wichtiger als Werte sind.  Wie ist es zu erklären, dass Werte auf der Strecke bleiben? 

Wulf-Hinnerk Vauk: Manager, die ohne Werte handeln, handeln verantwortungslos. Das zeigt sich bei Führungskräften, die nur auf die Gewinne schielen, aber menschlich wertlos sind. Karl-Theodor zu Gutenberg, Uli Hoeneß, Alice Schwarzer, Helge Achenbach oder Thomas Middelhoff haben verlernt auf ihre Intuition zu hören. Sie wissen alle, dass das, was sie gemacht haben, nicht in ehrlich war. Das ist nur damit zu  erklären, dass einer der Werte-Synapsen abgestorben ist. Auch VW hat seine Glaubwürdigkeit und das Vertrauen der Kunden aufs Spiel gesetzt. Da fehlt es im Management an dem Bewusstsein von Werten.

Sie bringen Werte mit Intuition zusammen. Wo sehen Sie die Verbindung? 

Wulf-Hinnerk Vauk: Werte haben eine Menge mit Intuition zu tun. Ob ich traurig bin oder Angst habe, mich freue oder unter Druck bin, alles, was ich fühle ist werthaltig. Angst zum Beispiel warnt mich vor Gefahren oder Angst treibt mich auch nach vorne, weil ich die Angst besiegen will. Intuition gibt mir als Manager eine bestimmte Wertschätzung, weil ich das Gefühl habe, etwas Richtiges zu tun. Manager stehen heute in einem schlechten Ruf. Deshalb ist es so wichtig, dass sich Führungskräfte ein eigenes positives Gefühl geben, denn wenn ich mich wohlfühle, spüren das andere und es überträgt sich.

Werte, Wandel, Vorbilder. So heißt ein Vortrag von Ihnen. Darin betonen Sie, dass Führungskräfte immer auch eine Vorbildfunktion haben, aber wie lernt ein Manager Vorbild zu sein?

 Wulf-Hinnerk Vauk: Werte kann man nicht lernen. Weder ein Buch, noch ein Seminar kann es uns vermitteln.  Werte lernen wir nur dann, wenn wir uns bei anderen etwas abschauen, also unsere Spiegelneuronen benutzen. Als Führungskraft trage ich für das Unternehmen Verantwortung und die Mitarbeiter betrachten mich als Vorbild und somit habe ich immer eine Vorbildfunktion. Wir haben verlernt, Vorbild zu sein. Wir trachten immer nur auf den Erfolg und wenn alle dem Erfolg hinterherlaufen, erhebt sich die Frage: Wer ist Vorbild für wen? Werte haben jedoch nichts mit dem monetären Erfolg zu sein, sondern sie haben immer etwas mit dem Menschen zu tun. Werte sind demnach kein Verdienst, sondern man muss sie sich hart erarbeiten.

Der Wandel bedeutet also für Sie, dass Führungskräfte zu einem Wertebewusstsein zurückkehren? 

Wulf-Hinnerk Vauk: Der Wandel besteht darin, dass wir uns auf Werte besinnen. Von daher empfehle ich, dass man Führungskräfte in Richtung Vorbild schult. Meine Deklaration für Vorbild: Das „V“ steht für Verantwortung, das „O“ für Organisationstalent, „R“ für Respekt, „B“ für bewusstes Handeln, also auch, dass man sich über die Konsequenzen seiner Entscheidung im Klaren ist. „I“ steht für Intuition, „L“ für Loyalität und „D“ für Durchhaltevermögen.

Die Wertekultur von Unternehmen gleicht oft einem Lippenbekenntnis. Warum gibt es Leitbilder nur auf dem Papier?

Wulf-Hinnerk Vauk: In vielen großen Unternehmen oder auch Konzernen wird das Leitbild großartig auf Plakaten, in Videobotschaften, auf der Website oder in Broschüren propagiert. Unternehmen möchten natürlich, dass die Mitarbeiter die Werte leben und dann stellt man fest, dass die Wertekultur nur auf dem Papier steht, aber nicht umgesetzt wird. Ich halte mehr davon, wenn man sich mit Werten beschäftigt und man sich als Unternehmer fragt: Woran erkennen meine Mitarbeiter überhaupt, dass ich sie zum Beispiel respektvoll und wertschätzend behandele? Was muss ich dafür tun, um Respekt, Loyalität, Glaubwürdigkeit, Vertrauen oder Offenheit zu zeigen?

Doch gerade in der letzten Zeit, stehen Werte auf dem Prüfstein. Viele Beispiele verdeutlichen, dass  Manager Werte vernachlässigen. 

Wulf-Hinnerk Vauk: Manager, die ohne Werte handeln, handeln wertlos. Das zeigt sich bei Manager, die nur auf die Gewinne schielen, aber menschlich gesehen, sind sie wertlos. Zum Beispiel Gutenberg, Hoeneß, Schwarzer, Achenbach oder Middelhoff haben verlernt, auf ihre Intuition zu hören. Sie wissen alle, dass das, was sie gemacht haben, nicht in ehrlich war. Das ist nur damit zu  erklären, dass einer der Werte-Synapsen abgestorben ist. Auch VW hat seine Glaubwürdigkeit und das Vertrauen der Kunden aufs Spiel gesetzt. Da fehlt es im Management an dem Bewusstsein von Werten.

Was müsste passieren, damit wir den Wandel hin zu Werten in der Wirtschaft schaffen?

Wulf-Hinnerk Vauk: Wir müssen genügsamer werden und auch das Wirtschaftswachstum in Frage stellen. Müssen wir jedes Jahr noch schnellere Autos, größere Fernseher oder noch ein weiteres Smartphone kaufen? Wir haben unsere Ansprüche hochgeschraubt, müssen uns darauf besinnen, was das menschliche Zusammenleben ausmacht und das heißt, dass man sich nicht gegenseitig zeigt, wie toll man ist, sondern es geht darum, wie empathisch wir sind. Eine der Entwicklung, die ich besonders beklage ist, dass Menschen zu Kapital geworden sind. Das zeigt sich allein in dem Wort “Human Resources“ oder „Human Capital“.  Sind wir Kapital in dem Sinne, wie nutzbar wir für die Wirtschaft sind?

Was sind Ihre persönlichen Werte?

Wulf-Hinnerk Vauk: Ehrlichkeit, Selbstachtung, Empathie. Über allem steht aber die Liebe, der höchste Wert überhaupt. Ich liebe Menschen, liebe den Umgang mit ihnen, liebe mein Land, liebe meine Freunde.


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