Harry Assenmacher III

Harry Assenmacher fordert radikalen Wandel des Wirtschaftssystems

Von Elita Wiegand

Die Zeit fliegt. 60 Minuten für ein Gespräch. Zu kurz, um die vielen Facetten eines Mannes kennenzulernen, dessen Lebensgeschichte Seiten füllt. Jede Station des Vordenkers ist ein Mosaikstein und ergibt das Bild, wofür Harry Assenmacher heute steht. Journalist, Umweltschützer, ein Pionier, der vor 20 Jahren ForestFinance gründete. Er hat sich den Namen „Waldmacher“ eingeheimst – sein mittelständisches Unternehmen schützt und pflanzt auf vielen Kontinenten Wälder und damit macht er die Welt ein bisschen besser.

Harry Assenmacher ist 60 Jahre. Zu jung für die Revolte der 68er und dennoch „war ich Berufsrevolutionär in den 70ern“, erzählt er. Eine Fraktion der Linken organisierten damals die ersten Anti-AKW Demonstrationen und leisteten gegen Brokdorf Widerstand. Seine politische Entschlossenheit vertrug sich nur schwer mit dem Jurastudium, also sucht er sich etwas, was seiner politischen Ausrichtung entsprach: Er schreibt  für das Stadtmagazin „Schädelspalter“ in Hannover, arbeitet bei der taz, gründet ein eigenes Stadtmagazin. Das richtige Umfeld. Politiker, Alternative, Umweltschützer treffen sich oft in einem Café in der Odeonstraße, diskutieren, debattieren, führen Auseinandersetzungen. „In der Nähe ist auch die niedersächsische SPD beheimatet und Gerhard Schröder, damals noch ein unbedeutender Provinzpolitiker, kam oft dazu, um mit taz-Redakteuren zu plaudern“, schmunzelt Assenmacher.

Herausforderungen meistern
Der Unternehmer erzählt lebendig: Harry Assenmacher malt Bilder, formuliert präzise – eine geschulte Sprache. Man merkt: Ein Journalist spricht. „Ich habe beim Stern und bei der Hamburger Morgenpost gearbeitet, bei Schrot & Korn und beim Ökotest-Magazin, eigentlich bei allen Hamburger Verlagen, außer Springer“, sagt er. Der Wendepunkt? Eine neue Herausforderung lockt – er wird Chefredakteur des „fairverkehr“ und Geschäftsführer des alternativen Verkehrsclubs Deutschland (VCD) und landet später beim BUND.“Damals entwickelten Naturschutzverbände gerade den FSC Standard. Ich saß mittendrin und beschäftigte mich mit Themen rund um den Wald.“ Es waren Berührungspunkte, die nachhaltige Spuren hinterlassen und später ihre Vollendung in ForestFinance finden.

„Der spinnt total!“
„Es klingt vielleicht komisch, aber ich wollte für mein Alter vorsorgen“, erzählt der Unternehmer. Nach einer Gesundheits- und Sinnkrise, reist er kurz entschlossen nach Panama und forstet drei Hektar Land auf – sein erster Wald! „Der spinnt total“, sagten Bekannte, andere fanden es interessant und wieder andere kauften, vielleicht aus Mitleid, die ersten Forstparzellen. Anfangs was dies ein Hobby. Inzwischen verzeichnet ForestFinance mehr als 15.000 Kunden. Das Unternehmen hat etwa acht Millionen Bäume gepflanzt und bewirtschaftet 16.000 Hektar ökologischer Forstflächen in Panama, Peru, Kolumbien und Vietnam. Die Waldinvestmentprodukte wie der BaumSparVertrag verbinden ökonomische (Ernte)Erträge mit ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit.

Harry Assenmancher II

Investment und Nachhaltigkeit – ein Widerspruch?
„Der Unterschied liegt darin, dass sich ForestFinance nicht auf Geld konzentriert, sondern auf natürliche und ethische Werte. Selbstredend müssen wir auch Gewinne erzielen, weil unsere Firma Teil eines Systems ist, aus dem wir nicht ausbrechen können“, betont Assenmacher. Er kommt aus einer einfachen Arbeiterfamilie – für ihn hat Geld immer eine große Rolle gespielt. Seine Einstellung hat sich jedoch verändert. Die Natur setzt reine Profitorientierung außer Kraft und bestimmt den Ertrag der Ernten und man kann nie prognostizieren, wie hoch die Erlöse in Geld sein werden. Doch der Wert bleibt auch wenn die monetären Renditen mal geringer ausfallen.

Radikale Forderungen
Welche Folgen die Profitgier auch in der Land- und Forstwirtschaft hat, verdeutlicht er an einem Beispiel aus Peru. „Seit kurzem gibt es in an der Londoner Börse ein Fond, der 50 bis 80 Millionen Pfund eingesammelt hat, um in Peru eine große Kakaoplantage anzulegen. Was machen die? Da das Land in Peru auch nicht mehr so preiswert ist, kaufen die ein Stück Urwald. Bevor einer dahinter steigt, sind 5.000 Hektar Wald gerodet, weil sie die Millionen der Finanzindustrie investieren und damit kräftige Gewinne machen müssen“, beschreibt Harry Assenmacher. Mit seiner Kritik eckt er durchaus an: „ ForestFinance ist ein politisches Unternehmen. Wir reißen die Klappe auf und fordern, dass Importe von Waren, bei denen die Gewinnmaximierung die Natur zerstört, verboten werden.“

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Tropfen auf den heißen Stein?
In den letzten 20 Jahren hat sich viel getan: ForestFinance ist angetreten, die Welt ein bisschen besser zu machen. Arbeiter lernen lesen und schreiben, erhalten gute Löhne und es ist gelungen, viele Naturwaldflächen als Pirmärwald zu erhalten. „Wenn ich in unserem kleinen Universum sitze, meine ich, dass wir die Welt verändern. Doch wenn man sieht, was draußen an Entwaldung passiert, dann ist klar, dass unsere Aktivitäten noch nicht einmal der Tropfen auf dem heißen Stein sind „, sagt er. Es muss viel mehr getan werden, fordert er, weil er die verheerenden Folgen des Klimawandels erlebt, sieht, welche Schäden unsere Gier anrichten und wie wir Ressourcen verschwenden. „Die Katastrophe ist programmiert“, betont Assenmacher und er hofft, dass uns eine Krise zum Umdenken zwingt und wir Lösungen umsetzen, die sich schon heute bewähren.

Wandel in der Wirtschaft
Auch deswegen glaubt er, dass ein radikaler Wandel des Wirtschaftssystems notwendig ist. „Wir betrachten zum Beispiel das Bruttoinlandsprodukt immer noch als Messgröße für die Leistung einer Volkswirtschaft“, kritisiert Harry Assenmacher. Davon müssen wir uns verabschieden. Auch wenn sich in dem System gefangen fühlen, erwartet Assenmacher, dass Unternehmer wenigsten an die Politik Forderungen stellen. Es fehle die Vision, wie wir in Zukunft leben wollen, beklagt er. „Dabei geht es längst ums Überleben.“


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