Vom getriebenen Manager zum wertvollen Unternehmer
Ein Interview von Elita Wiegand mit Bodo Janssen, Geschäftsführer der Upstalsboom Hotel + Freizeit GmbH & Co. KG
Bodo Janssen ist im Jahr 2005 in die Geschäftsführung der Upstalsboom-Gruppe eingetreten. Nach dem Tod des Vaters Werner H. Janssen im Jahre 2007 führt er die Geschäfte der Upstalsboom Hotel + Freizeit GmbH & Co. KG mit Sitz in Emden. Der Blick über den Tellerrand und eine Spürnase für den richtigen Trend prägten früh den beruflichen Werdegang von Bodo Janssen. 2003 ist er in die Upstalsboom-Gruppe eingestiegen. An der Spitze einer der führenden Ferienanbieter an der Nord-und Ostsee, ist er operativ für das laufende Geschäft verantwortlich und betreut persönlich die neun Hotels.
Sie führen seit 2007 das Unternehmen Upstalsboom. Was hat Sie damals als Chef ausgemacht?
Bodo Janssen: Meine Kernfrage hieß: Was kann ich als Unternehmer dafür tun, dass wir möglichst hohe Gewinne erzielen? Mein Unternehmen habe ich klassisch geführt, klassisch im Sinne der betriebswirtschaftlichen Theorien, die ich in meinem Unternehmen umgesetzt habe. Dabei ging es mir um Gewinnmaximierung, Management by objectives (MBO) und Steigerung der Effizienz und Qualität.
Die Geschäfte liefen gut, Sie waren erfolgreich und eigentlich schien doch die Upstalsboom-Welt nach den klassischen betriebswirtschaftlichen Theorien in Ordnung zu sein. Woran haben Sie gemerkt, dass in Ihrem Unternehmen etwas schief läuft?
Bodo Janssen: Es gab viele Anzeichen. Die Fluktuation stieg an, die Anzahl der Bewerber sank, und der Krankenstand erhöhte sich. Ein Mitarbeiter hat mir offen und mutig die Realität vor Augen geführt. Nicht nur das Gespräch, sondern vor allem die Arbeit eines Personalers zeigte, dass meine Selbstwahrnehmung als erfolgreicher Geschäftsmann nichts mit der Realität zu tun hatte.
Sie haben dann eine Mitarbeiterbefragung gemacht. Mit welchem Ergebnis?
Bodo Janssen: Das Ergebnis war vernichtend, weil die Mitarbeiter das Unternehmen sehr kritisch beurteilten. Ich hatte mir Upstalsboom bis dahin rosarot gemalt, erst als ich Schwarz auf Weiß sah, was die Menschen über mich und auch über die anderen Führungskräfte dachten, wurde ich aus meiner Wirklichkeit herausgerissen. Das war sehr schmerzhaft.
…und das Ergebnis hat zu einem Veränderungsprozess bei Ihnen geführt. Was haben Sie konkret getan?
Bodo Janssen: Ich bin ins Kloster gegangen und habe Einkehr gehalten. Die Veränderungen begannen damit, dass ich über mich selbst nachgedacht und mich in einen Prozess der Askese begeben habe. Damals im Kloster habe ich die Lust gewonnen, an mir selbst zu arbeiten. Es gab aber auch andere Impulse zur Veränderung wie beispielsweise die Regeln des heiligen Benedikt, aber auch Themen der Positiven Psychologie haben mich beschäftigt. Und mich haben einige Kernsätze nachdenklich gemacht, wie zum Beispiel: „Nur wer sich selbst führen kann, kann andere führen“, „Führung ist Dienstleistung“ oder „Wer anderen dient, dient sich selbst.“ Ich wollte wissen, wie eine Führung mit Werten aussieht und wie es in der Praxis umgesetzt wird. Die Wertekultur habe ich in den monastischen Strukturen des Klosters erlebt, die von Demut, Dankbarkeit und Disziplin geprägt sind.
Wie haben die Mitarbeiter auf Ihre Veränderungen reagiert?
Bodo Janssen: Meine Veränderungen sind den Mitarbeitern gar nicht bewusst geworden. Die haben lediglich gespürt, dass sich etwas verändert, aber sie konnten den Grund dafür nicht festmachen. Ich habe damals begonnen, stark an mir selbst zu arbeiten, damit hat sich das Bild von mir in den Köpfen der Mitarbeiter verändert. Mein Verhalten hat dann einen Wandel innerhalb der Organisation bewirkt. Ich habe dann alle Mitarbeiter ins Kloster eingeladen, damit sie das erfahren, was ich erfahren habe. Dadurch ist das Curriculum entstanden, ein integrierter Ansatz zur Veränderung im Unternehmen.
Was muss man unter dem Curriculum in Ihrem Unternehmen verstehen?
Bodo Janssen:Curriculum ist ein Seminar, das aus drei Modulen besteht, die eineinhalb Tage dauern und zwischen denen jeweils drei Monate liegen. Diese Module haben unterschiedliche Themen, die ich im Kloster erfahren habe. Das erste Thema ist die Selbstführung. Das basiert auf dem Grundsatz: Nur wer sich selbst führen kann, kann auch andere führen. Für die Führungskräfte steht dabei im Vordergrund, ein gutes Vorbild zu sein. Zudem geht es auch darum, dass man sich seiner selbst, seiner Ziele und seiner Zeit bewusst wird, um sich ein persönliches Leitbild zu erarbeiten. Die Fragen lauten:
– Was ist meine persönliche Vision?
– Was ist für mich wesentlich und wichtig, was sind meine Stärken und Talente?
– Wie kann ich diese einsetzen?
Und was beinhaltet das zweite und dritte Modul?
Bodo Janssen: Das zweite Modul besteht darin, andere zu führen und geführt zu werden, verbunden mit den Fragen:
– Was brauche ich für eine gute Führung?
– Was sind die Quellen erfolgreicher Führung?
Und das dritte Modul zeigt die Instrumente nachhaltiger und wertvoller Führung auf. Dazu gehört zum Beispiel die Sprache, denn die Sprache ist das Mittel, um Menschen zu führen.
Sie haben Oliver Haas, den Autor des Buches „Corporate Happiness“ geholt und Ihren Mitarbeitern „Glücks-Seminare“ angeboten. Was hat das Thema Glück mit Ihrem Unternehmen zu tun?
Bodo Janssen: Wir können als Unternehmer die Voraussetzung schaffen, damit Menschen ihr persönliches Glück finden. Glück jedoch wird gerne mit Esoterik in Verbindung gebracht. Viele Mitarbeiter, Geschäftsfreunde und Bekannte betrachteten das Thema eher skeptisch und vorsichtig. Trotzdem: Glück ist das höchste Maß an Zufriedenheit und ich habe mich gefragt, wie ich als Unternehmer Rahmenbedingungen schaffen kann, damit Menschen glücklich sind. Bei unserem Corporate Happiness Prozess, war es wichtig, dass die Inhalte wissenschaftlich fundiert sind.
Sie sprechen von Dankbarkeit, Demut und Achtsamkeit. Was bedeutet für Sie Spiritualität?
Bodo Janssen: Spiritualität ist die Art und Weise, was ein Mensch sagt, wie er sich zeigt und vor allem, wie er lebt. Spiritualität ist eine wichtige Voraussetzung, um authentisch zu sein. Ich bin offen für das Thema Spiritualität, weil ich damit im Kloster gute Erfahrungen gemacht habe. Ich schaue mich um in Mythologien, in verschiedenen Religionen und in der Psychologie, um das zu finden, was mir dabei hilft, mein Glücklich sein zu stabilisieren, zu erweitern und ergänzen.
Ihr Führungsstil hat sich verändert, Sie geben ab und sagen, dass Sie loslassen. Was meinen Sie damit?
Bodo Janssen: Früher habe ich den Menschen Antworten gegeben. Heute stelle ich ihnen Fragen.
Sie wollen andere Unternehmer mit dem Virus der Wertekultur „Wertschätzung durch Wertschöpfung“ anstecken und Ihr Wissen und Ihre Erfahrungen teilen. Was können Unternehmer von Ihnen lernen?
Bodo Janssen: Es geht in erster Linie um die Selbsterfahrung und damit um das Thema „Wie führe ich mich selbst?“ Ich rate Unternehmern, sich auf den Weg zu machen, um sich ihrer selbst bewusster zu werden. Für Unternehmen gilt der Grundsatz, „Wertschöpfung durch Wertschätzung“, denn wenn Unternehmer die Würde des Menschen wertschätzen, sind sie erfolgreicher. Ich hatte gerade eine Verantwortliche eines großen Automobilherstellers zu Gast. Unser Gespräch drehte sich um den Kultur-und Führungswandel in Unternehmen, und sie wollte wissen, wie wir den Wertewandel geschafft haben. Meine Antwort: Wir haben die Werte, die jedem wichtig sind, in einem Workshop erarbeitet. Dabei hat sich herausgestellt, dass für fast jeden Mitarbeiter die gleichen Werte gelten: Vertrauen, Wertschätzung, Freiheit, Offenheit, Lebensfreude, Liebe und Verantwortung. Die Werte haben wir gesammelt und als Fundament für unser Leitbild genutzt. Wir haben dadurch etwas geschaffen, was allen wichtig ist und was eine große Verbundenheit erzeugt – und Verbundenheit ist ein Grundbedürfnis des Menschen.
Kontakt:
Upstalsboom Hotel + Freizeit GmbH & Co. KG
Friedrich-Ebert-Str. 69-71
26725 Emden
Fon: 04921-8997-0
Web: www.upstalsboom.de
Mail: info@upstalsboom.de