WerteCommitment: Ich bekenne mich zu Werten

Thomas Jorberg (59) ist Diplom-Ökonom und Vorstandssprecher der GLS Bank, die seit 1974 nach sozial-ökologischen Grundsätzen arbeitet.

Was bedeuten Ihnen Werte?

Jeder Mensch hat Werte. Diese wahrzunehmen und zu berücksichtigen bedeutet mir viel. Oftmals erleben wir allerdings, dass es den Menschen nicht mehr gelingt, nach ihren Werten zu leben. Ein Beispiel: Der Bürger möchte, dass Hühner frei herumlaufen und gut leben können. Der Kunde entscheidet sich im Supermarkt dann aber für das abgepackte Hühnchen für 1,99 Euro. Wohlwissend, dass das Huhn noch nie einen Sonnenstrahl gesehen hat. Im Übrigen gibt es natürlich Werte, wie sie etwa in der Erdcharta formuliert sind. Sie sind sehr wichtig für uns und sind die Grundlage für unser Handeln. Nicht zuletzt deshalb arbeite ich seit fast 40 Jahren bei einer sozial-ökologischen Bank.

Wie setzen Sie die Wertekultur in Ihrem Unternehmen um?

Seit der Gründung der GLS Bank 1974 handeln wir konsequent nach unseren sozialen und ökologischen Werten. Geld ist für die Menschen da. Deshalb finanzieren wir mit unserem Bankgeschäft nur sinnvolle und zukunftsweisende Projekte. Also solche, die kreative Lösungen auf gesellschaftliche Probleme bieten. Freie Schulen, Kindergärten,  Biosupermärkte und ökologisch wirtschaftende Landwirte sowie Vorhaben im Bereich regenerative Energien bekommen Kredite von uns. Die Finanzierung von Atomenergie, Rüstung und Waffenproduktion oder Unternehmen die Menschenrechte verletzen schließen wir aus. Dabei arbeiten wir völlig transparent. Alle Kredite an Unternehmen oder Projekte werden in unserem GLS Magazin „Bankspiegel“ aufgeführt und auch die Eigenanlagen der GLS Bank legen wir offen. Unsere Werte bestimmen auch den Umgang mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und unseren Ressourcenverbrauch. So verwenden wir zum Beispiel zu 100 % Ökopapier, erstatten unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Fahrtkosten zum Arbeitsplatz mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und bieten in unserer Kantine nur biologisches Essen an und vieles mehr. Für Dienstfahrten im Ruhrgebiet nutzten wir die Elektroautos der GLS Bank. Die kleine Flotte kann von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch für private Fahrten genutzt werden.

Was ist Ihnen in der Zusammenarbeit mit Mitarbeitern, Kunden oder Lieferanten wichtig?

Wir zielen auf einen vertrauensvollen und wertschätzenden Umgang mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten. Uns ist es wichtig, mit allen Menschen, die mit der GLS Bank verbunden sind im Dialog zu sein und ihnen die Gelegenheit zu geben, die Bank mitzugestalten. Die GLS Bank ist eine Genossenschaft, alle Mitglieder haben die Möglichkeit über grundsätzliche Entscheidungen mitzubestimmen. Bei unseren Lieferanten achten wir stark auf Regionalität. Unsere Mitarbeiter sollen selbstbestimmt arbeiten und sich einbringen. Deshalb haben wir zum Beispiel eine Zukunftswerkstatt gegründet. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus allen Hierarchieebenen haben hier gemeinsam an einem Zukunftskonzept für die Bank gearbeitet.

Was müsste passieren, damit wir den Werteverfall in Deutschland stoppen?

Man könnte, wenn man auf die letzten Jahre schaut, in der Tat den Eindruck gewinnen, dass das Wirtschafts- und Finanzsystem in Deutschland, aber auch global, an einem Werteverfall leidet. Anlageentscheidungen werden sowohl von Kundinnen und Kunden als auch von Finanzmanagern vor allem meistens zugunsten einer möglichst hohen Rendite getroffen. Dieses Verhalten führte 2008 zu einer Finanzkrise. Seitdem leidet der Bankensektor an einer Vertrauenskrise. Bankerinnen und Banker werden als verantwortungslose Zocker wahrgenommen. Eine nachhaltige Veränderung der Entscheidungskriterien für Geldanlagen sowie das Ende dieser Misstrauenskultur kann nur dann gelingen, wenn nach und nach die sozial-ökologische und gesellschaftliche Werteorientierung zu einem wesentlichen Wettbewerbsfaktor im Finanzmarkt wird. Hierzu ist eine umfassende Transparenz im Finanzsektor über Strukturen, Konditionen und Mittelverwendung notwendig. Seitens der Politik, des Verbraucherschutzes und der Zivilgesellschaft sollte eine gesellschaftliche Debatte über die Auswirkungen von Anlageentscheidungen stattfinden. Nur eine breite Aufklärung führt dazu, dass sich die Kundinnen und Kunden überlegen, ob ihre Geldgeschäfte mit ihren Werten übereinstimmen. Wir können auf jeden Fall feststellen, dass in Deutschland bei vielen Menschen der Wunsch besteht, Verantwortung für ihr Geld zu übernehmen. Die GLS Bank hat seit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 einen starken Kundenzuwachs.

Über die  GLS Bank  

GLS ist weltweit die erste Bank für sozial-ökologische Geldanlagen und zur Finanzierung nachhaltiger Unternehmen und Projekte.  Seit mehr als 40 Jahren zielt die GLS Bank darauf ab, nachhaltige, individuelle und gesellschaftliche Entwicklung zu ermöglichen. Als Vorreiter sozial-ökologischer Bankarbeit investiert sie das angelegte Geld sinnstiftend und transparent. Unter dem gemeinsamen Nenner der Nachhaltigkeit bringt die GLS Bank Menschen zusammen, die Geld anlegen wollen und Menschen, die Geld für die Umsetzung ihrer Ideen und Unternehmungen benötigen. Für die Kundinnen und Kunden bietet die GLS Bank von der rentablen Geldanlage bis zur Schenkung ein breites und attraktives Spektrum aus einer Hand. Kredite werden insbesondere in den Bereichen Energie, Wohnen, Ernährung, Bildung & Kultur, Soziales & Gesundheit und nachhaltige Wirtschaft vergeben.

Die GLS Bank gehört über 40.000 Mitgliedern (Stand 01.10.2015). Jedes Mitglied hat in der jährlichen Generalversammlung der Genossenschaft eine Stimme, unabhängig von der Zahl der Anteile. National und international arbeitet die GLS Bank in einem Netzwerk gleichgesinnter Finanzinstitute, Verbände und Organisationen.

Kontakt:

GLS Gemeinschaftsbank eG

Christstr. 9
44789 Bochum

Tel. +49 234 5797 100

Web: www.gls.de
Mail: info@gls.de
Facebook: www.facebook.com/glsbank