Steffi Volland: Wohlfühlambiente mit Wert und Preis

Sie ist eine der bekanntesten Netzwerkerinnen Deutschlands, begleitete einen Bundeswirtschaftsminister mit der Start up-Créme de la Créme Deutschlands ins Silicon Valley, ist seit 20 Jahren in der Textilszene innovativ und sprüht weiter vor Ideen: Steffi Volland. Fast unbemerkt von der Branche, hat sich die 54-Jährige kürzlich mit einem etwas anderen Online-Shop für Wohlfühlambiente aus der Deckung gewagt. Das Credo von www.romodo.de: Qualität aus Deutschland muss seinen Preis haben. Die ersten tausend Kunden scheinen dem beizupflichten.

Das Interview führte Hans-Werner Oertel.

Bewusst gegen den Trend: Wo andere sich gegenseitig mit Geiz ist geil-Werbeversprechen tot konkurrieren, setzen Sie auf ein neues Qualitäts- und Käuferbewusstsein?

Steffi Volland: Aus unseren Erfahrungen der letzten zwanzig Jahre haben wir schon viele Firmen kommen und gehen gesehen, billig ist nicht gleich nachhaltig, denn nur wenn wir zumindest kostendeckend arbeiten, können wir als Unternehmen langfristig erfolgreich am Markt agieren und Arbeitsplätze in Deutschland sichern.

Deshalb steht bei ROMODO mit am Anfang fast 5.000 Artikeln gute Qualität zu einem fairen Preis im Fokus aller Aktivitäten; der Kunde kann sich auf die durch unser Team geprüfte Qualität verlassen. Wir stehen mit dem Shop mit derzeit 19 Marken noch am Anfang. Wir suchen deshalb weiter nach Markenprodukten „made in Germany“, aus Europa und nach wirklich fairen Produkten aus Fernost. Am Ende entscheidet der Kunde, welche Sortimente weiter ausgebaut werden.

Drei Sätze zu ROMODO…

Steffi Volland: Wo es möglich ist, setzen wir in unserem Shop auf deutsche Marken, um die Produktion hier auch zukünftig zu unterstützen. Leider ist die Herstellung vieler Erzeugnisse in den letzten Jahren komplett ins Ausland verlagert worden. Oft ist es schwer, im Interieur Bereich überhaupt noch eigene Produzenten zu finden. Hier sollte ein Umdenken beim Konsumenten erfolgen, nur so kann Handwerk und alte Traditionen in Deutschland und Europa gesichert und auch an junge Menschen weitergegeben werden.

Mit anderen Worten, wer billig kauft, rettet in erster Linie nur sich und nicht die Welt?

Steffi Volland: Jeder Konsument sollte bei Billigangeboten überlegen, unter welchen Bedingungen bestimmte Produkte hergestellt werden, um Lohn, Material, Transport, Umweltschutz und Handelsspanne in Deutschland zu bezahlen. Wieviel dieser Billigangebote landen nach kurzer Zeit im Müll oder werden niemals genutzt: Sie waren ja nicht teuer… Am Ende zahlen die Arbeitnehmer im Herstellerland die Rechnung. Armuts- oder Wirtschaftsflüchtlinge sind eine sichtbare Folge dieser Preispolitik und der noch immer dominierenden Billigheimer-Kaufmentalität.

In der Textilszene kennt man Sie vor allem auch als unentwegte Netzwerkknüpferin, die Firmen mit der Wissenschaft zusammenbringt. Was steht nach sechs, sieben Jahren Netzwerkarbeit zu Buche?

Steffi Volland: Wir haben uns mit inzwischen fünf Netzwerken (siehe www.luvo-consult.de/aktuell) im und um Textil herum auf neue Technologien und eine engere Vernetzungen mit anderen Branchen eingelassen. So entstehen neue innovative Textilien, die Kleinfirmen den Umsatz von morgen sichern: Lärmschutzwände, textile Klimatisierungslösungen, textile Schnellteststreifen. In der Zukunft wird Textil als universeller Flächenwerkstoff enorm an Stellenwert gewinnen, da es leicht und flexibel ist und mittels Weben, Stricken ober Sticken mit Zusatzfunktionen versehen werden kann. So haben wir in einem Projekt medienführende Schläuche verwebt, um textile Wärmetauscher oder beheizbare Schreibtische zu entwickeln. Zeckenschutztextilien für Pferde, leuchtende Textilien oder Textilien mit vielfältigen Monitoring Funktionen werden in Zukunft eine Selbstverständlichkeit sein.

Eine letzte Frage zum Vogtland, einst mit Plauener Spitze, Teppichen und Webereien ein Traditionsstandort. Wie zuversichtlich sind Sie, dass die Region den noch immer anhaltenden Wandel gut übersteht?

Steffi Volland: Die textilen Akteure, nicht aber die textile Kompetenz, sind in der Region weniger geworden bzw. sehr stark geschrumpft. Wer heute noch dabei ist, hat die vielfältigen Herausforderungen der Marktveränderung bisher gemeistert und ist zuversichtlich, auch in Zukunft erfolgreich in Deutschland produzieren zu können. Dazu trägt ein steigendes Preis- und Qualitätsbewusstsein der Kunden für gute Ware „made in Germany“ bei. Kennzeichen dieser Firmen sind in der Regel eine gewisse Affinität zu Innovationen und eine hohe Servicebereitschaft. Sie (über)leben mit Sonderanfertigungen und von Kleinserien samt kurzer Lieferzeiten. Entscheidend aus meiner Sicht ist es, dass die heutigen Textiler ständig an neuen Produktdesigns und Innovationen wie heizbare Teppiche, textile Touchpads oder 3D-Reinigungstüchern arbeiten, die ohne Chemie auskommen. ROMODO, auch ein „Kind“ des Vogtlands, möchte trotz enormer Online-Konkurrenz bei Heimtextilien in Zukunft auch als eigenständige Marke wahrgenommen werden – natürlich mit einem repräsentativen Anteil vogtländischer bzw. deutscher Produkte.