Die Lemonaid Gründer: Jakob Berndt, Paul Bethke und Felix Langguth

Lemonaid: Ein Saftladen, aber ganz anders 

Lemonaid wurde gegründet, um den sozialen Wandel aktiv zu gestalten. Mit jeder Flasche Lemonaid wird ein kleiner Beitrag geleistet. Neben Fairem Handel wird mit jeder verkauften Flasche der Lemonaid & ChariTea e.V. unterstützt. So kamen bislang mehr als 1.200.000 Euro zusammen, die dem Verein für unterschiedliche Projekte der Entwicklungszusammenarbeit zur Verfügung stehen.

Elita Wiegand führte ein Gespräch mit dem Lemonaid Geschäftsführer Jakob Berndt.

Sie haben Ihr Unternehmen Lemonaid 2008 gegründet. Schon damals gab es unzählige Limonaden, Erfrischungsgetränke und Softdrinks auf dem Markt. Warum ein weiterer Saftladen?

Jakob Berndt: Das ist eine berechtigte Frage. Uns hat das jedoch zu dem damaligen Zeitpunkt nicht beschäftigt, weil das Motiv der Gründung nicht explizit auf den Limonadenmarkt abzielte. Uns ging es darum, ein spannendes Unternehmensmodell zu entwickeln, was mit effektiven Strukturen einen gesellschaftlichen Impact zu leisten imstande ist.

Wie haben Sie die Rezeptur für den Eistee und Ihre Limonade entwickelt? 

Jakob Berndt: Es war ein hemdsärmeliges Angehen. Wir haben am Ende auf unser Bauchgefühl und unseren Geschmack gesetzt. Wir wollten eine einfache Rezeptur entwickeln, da sollten keine Geheimnisse drinstecken, keine Aromen, keine Extrakte, keine Chemie. Wir wollten gute Limonaden herstellen, mit nachhaltigen Zutaten, Wasser, Zucker und fertig. Wir hätten es auch gar nicht gewusst, wie es kompliziert geht. Wir hatten das Gefühl, dass so Lebensmittel sein müssen; eine Limo oder einen Eistee, wie man sich ihn zu Hause selber macht. Das war unser Benchmark.

Gute Limonaden mit nachhaltigen Zutaten, Wasser, Zucker – und fertig.

Und wie werden dann „selbstgemachte“ Limos oder Eistee massentauglich? 

Jakob Berndt: Je einfacher es am Küchentisch ist, desto komplizierter wird es dann, diesen Anspruch auch industriell umzusetzen. Unsere Vorstellung ließ sich zunächst nicht realisieren,  weil sich die deutschen Abfüller auf Aromen und Extrakte eingestellt haben, die sie fertig geliefert bekommen. Dann wird Wasser zugeschossen und dieses Gemisch verkaufen die Hersteller als Limonade.

Das heißt, dass Sie für Ihre Bedürfnisse zunächst keinen Abfüller gefunden haben? 

Jakob Berndt: Wir haben sehr, sehr lange gesucht. Die meisten Abfüller sagten uns, dass wir keine Ahnung von dem Markt hätten und wir nicht wüssten, wohin die Reise geht und kritisierten, dass wir zu aufwendig produzieren wollten. Das kann ich den Abfüllern aus der kaufmännischen Perspektive nicht verübeln. Wir haben dann einen Geschäftspartner gefunden, der mit uns gemeinsam untere anderem einen riesigen Teekessel konstruiert hat und wir haben Mengen an Grüntee bei 80 Grad gebrüht. Wir arbeiten heute noch mit ihm zusammen, mittlerweile bewegen wir größere Mengen und es hat sich für alle Beteiligten gelohnt, aber es war damals in den Anfängen ein Abenteuer, eine Reise ins Unbekannte, auf der sich unser Partner eingelassen hat.

Ihr Geschäftsmodell besteht nicht nur darin, eine besondere Limo herzustellen, sondern Sie zielen darauf ab, etwas Gutes zu tun. „Trinken hilft“ heißt Ihr Slogan – was verbirgt sich hinter der Idee? 

Jakob Berndt: Mein Companion kam mit durchwachsenen Erfahrungen in der Entwicklungsarbeit aus Sri Lanka zurück. Er hatte die Idee, sich weiter zu engagieren, aber das Geld mit einem marktreifen Unternehmensmodell selbst zu generieren. Mit seinem Wortspiel „Lemonaid“ hat er die Bereiche „Limonade “ und „Unterstützung“ sprachlich verbunden – und hat damit bei mir an die Tür geklopft. Dann erst hat der Prozess begonnen und wir haben uns gefragt: „Wie sieht es auf dem Limonaden- und Eisteemarkt aus und wer tummelt sich da sonst noch? Welche Nische gibt es?“ Klar war, dass wir etwas Gutes tun wollten. Daraus ist unser Slogan „Trinken hilft“ entstanden. Fünf Cent jeder Flasche, die wir verkaufen gehen an gemeinnützige Projekte, wie zum Beispiel an Grundschulen in Paraguay, wo wir unseren Rohrzucker beziehen oder Solarsysteme in Südafrika.

Fünf Cent jeder verkauften Lemonaid Flasche gehen an gemeinnützige Projekte.

Heute investieren Sie, damals brauchten Sie Geld, um Ihre Business-Idee zu realisieren und haben 800.000 Euro aufgetrieben. Wie und womit haben Sie überzeugt?

Die Geldgeber hat zunächst unser gesellschaftlicher Auftrag überzeugt. Doch wir haben offensichtlich auch den Anschein erweckt, dass wir einen erfolgreichen Plan umsetzen, wie wir in den Markt eintreten, und wie wir Marketing und Distribution angehen wollen. Die Geldgeber haben uns für das notwendige Eigenkapital unterstützt. Damit sind wir zur Sparkasse gegangen, um das Projekt loszutreten. Vor zwei Jahren haben wird das Geld zurückgezahlt und stehen jetzt komplett auf eigenen Beinen und heute ist das Projekt in der Hand von uns drei Gründern. Unsere Geldgeber haben gute Zinsen erhalten – es war eine runde Sache für alle Beteiligten.

Ihre Zutaten für LemonAid und ChariTea kommen von Fairtrade-Plantagen und sind biozertifiziert. Was müssen Sie als Hersteller alles beachten? 

Jakob Berndt: Wir beziehen alle Rohwaren aus nachhaltiger Landwirtschaft, größtenteils sind das Kleinbauern, Kooperativen und Genossenschaften. Um sicher zu stellen, dass die Bedingungen gewährleistet sind, freuen wir uns, dass es Systeme gibt, die greifen: Das sind die offiziellen Zertifizierungsapparate. Wir sind Lizenznehmer vom deutschen Biosiegel und sind FairTrade und bezahlen dafür. Beide haben eine „Zertifizierung-Maschinerie“ und schicken zwei Mal im Jahr Auditoren in die Länder, um die formalen Standards zu prüfen. Das könnten wir selber nicht gewährleisten.

Welche zusätzlichen Hürden mussten Sie überwinden, um dem Bio-Standard zu entsprechen?

Jakob Berndt: Hürden gab es genug, weil wir keinen überstürzten Eintritt in den Markt wollten, um schnell Geld zu verdienen, sondern es ging uns um ein ganzheitliches, rundes und nachhaltiges Konzept. Dazu gehört, dass unsere Rohwaren aus Bezügen stammen, die wir für gut und richtig halten – und das ist natürlich erst einmal aufwendiger und es war ein deutlich dickes Brett, was da zu bohren war und deswegen hat vieles länger gedauert.

Sie haben das dicke Brett durchbohrt und engagieren sich drüber hinaus für den fairen Handel, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Wie sieht das konkret aus? 

Jakob Berndt: Wir fahren jedes Jahr in die Anbauregionen. Ich war gerade in Lateinamerika, andere sind gerade jetzt bei der Rooibosernte in Südafrika. Es ist uns wichtig, dass wir vor Ort sind, um zu beurteilen, was sich hinter dem Siegel verbirgt, an das wir durchaus glauben, aber wir möchten das mit eigenen Augen sehen. Im Bereich des fairen Handels gibt es gewisse Schwankungen und es gab auch Fälle, wo wir vor Ort waren und das Gefühl hatten, hier ist aber noch ein bisschen Luft nach oben. Hier ist zwar alles Bio, aber die Besitzverhältnisse waren nicht ausgegoren oder es herrschten keine demokratischen Strukturen und die Arbeiter partizipieren nicht wirklich an den relevanten Entscheidungen, woraufhin wir auch noch mal einen Wechsel vollzogen haben.

Ein konkretes Beispiel Rooibos: Da gehören wir zu der ersten Kleinbauer-Initiative in Südafrika. Hier sind 50 Kleinbauern zusammengekommen, die demokratisch entscheiden und das ist stimmig. Die Reisen dienen dazu, die Menschen kennenzulernen, den Wert des fairen Handels besser beurteilen zu können, aber auch um zu sehen, wie es da läuft.

Südafrika: Die Heiveld Kooperative

Ihr soziales Unternehmertum kommt an – Lemonaid ist förmlich explodiert. Im Jahre 2015 verzeichneten Sie einen Umsatz von acht Millionen Euro und haben inzwischen 55 Mitarbeiter beschäftigt. Nicht nur die Szene-Gastronomie bietet Ihre Softdrinks an, sondern auch die Supermarktkette REWE verkauft Lemonaid. Wie beurteilen Sie Ihr Wachstum?                                                                                                                                                   

Jakob Berndt: Es war eine lange Explosion, ein kontinuierlicher Prozess. Natürlich gab es Schritte, wo wir einen größeren Sprung nach vorne gemacht haben, aber wir haben eigentlich am Anfang mit einem Fuß auf dem Gas und mit anderem auf der Bremse gestanden, weil wir es bewusst organisch wachsen lassen wollten. Wir hätten auch schon früher mit größeren Distributionspartner arbeiten können, haben es aber bewusst nicht getan. Wir haben uns gesagt, dass wir erst dann in größere Kanäle gehen, wenn die Leute uns in ihrem Lieblings Café kennengelernt haben und wir bei vielen Gastronomen und kleinen, feinen Bio-und Feinkostläden vertreten sind. Unsere großen Partner haben wir bislang konstruktiv kennenlernen dürfen, aber man erfährt ja auch von den negativen Geschichten, Beispiele von Unternehmen, die den Umsatz mit einem großen Partner machen und abhängig sind. Wir hingegen glauben an ein organisches Wachstum. Und wenn es dann mit einem größeren Partner scheitert, fallen wir nicht auf null zurück.

Da sie vermutlich nicht auf null zurückfallen, geht es jetzt um den weiteren Ausbau Ihres Unternehmens. Was planen Sie?

Jakob Berndt: Wir sind dabei das Projekt sukzessive zu internationalisieren und in andere Länder zu tragen. Das wird viel Kraft kosten, aber wir haben eine Mission und fühlen uns als Botschafter einer neuen Wirtschaft, einer anderen Art von Konsum. Dazu muss ein Wandel in den Köpfen für das soziale Unternehmertum entstehen, für faire Arbeitsbedingungen, für nachhaltige Produkte. Wenn es bei Menschen ankommt, denken sie vielleicht auch darüber nach, dass sie als Verbraucher eine gewisse Macht haben und mit ihrer Kaufentscheidung die Welt ein bisschen machen können.


Kontakt:

Lemonaid Beverages GmbH
Neuer Kamp 31, 20359 Hamburg

Telefon: +49 40 226 30 350
Telefax: +49 40 226 30 3599

Mail: info@lemonaid.de
Web: www.lemonaid.de
Facebook: www.facebook.com/lemonaid.drinkinghelps