Buchtipp: Chinas Bosse
Die unbekannten Wirtschaftsgiganten Chinas
Die Älteren werden sich vielleicht noch an die höhnischen Kommentare der deutschen Autobauer und vieler Käufer erinnern, als Mitte der 70er Jahre die ersten japanischen Kleinwagen verstärkt auf dem deutschen Markt auftauchten. Die gleiche unheilvolle Mischung aus Arroganz und Ignoranz führte dann in den 80er Jahren zu abwertenden Kommentaren, als Produkte aus Korea in Deutschland zu bekommen waren. Heute ist Samsung ein Weltmarktführer mit seinen Smartphones und Fernsehern. Nach Ansicht von Wolfgang Hirn machen wir erneut den gleichen Fehler: Wir unterschätzen die Wirtschaftsmacht China und das mit Sicherheit gerade auch aus Unkenntnis. Sein Buch ¿Chinas Bosse¿ will die unbekannten Konkurrenten vorstellen.
Eine Reise in ein immer noch zu wenig bekanntes Land
Wer seine Branche genau kennt, der wird in dem Buch einige Bekannte treffen. Zum Beispiel Jack Ma, der mit seinem Alibaba-Konzern ein Unternehmen wie Amazon in Sachen Wachstum und Innovationen im Handel geradezu alt aussehen lässt. Aber wer kennt außerhalb der Handelsbranche schon Alibaba? Oder den Messenger WeChat, der hierzulande zwar gern mit WhatsApp verglichen wird, aber eigentlich im Alltag in China eine viel größere Bedeutung hat. China schwingt sich auf, in vielen Bereichen technologisch die Führung zu übernehmen und Themen voranzutreiben, über die in Europa und den USA erst nachgedacht wird. Höchste Zeit also, sich einmal intensiver mit den Strukturen und den handelnden Personen zu beschäftigen.
Seit 30 Jahren bereist Wolfgang Hirn das Land. Eine lange Zeit, in dem sich das Land, das offiziell nach wie vor kommunistisch ist, extrem gewandelt hat. Und zu der für uns Europäer schwer durchschaubaren Form aus Kommunismus und Kapitalismus fand.
Von Funktionären und Managern
Hätte Steve Jobs auch in China ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen können? Diese hypothetische Frage stellt der Autor gleich in seiner Einleitung. Und die durchaus überraschende Antwort von einem, der es wissen muss, lautet, dass er nicht daran glaube. Steve Jobs sei Perfektionist gewesen. Und in China ist es wichtig, Kompromisse machen zu können. Gut vorstellbar, dass US-Ikone Jobs hier nicht weitergekommen wäre. Und der, der die Antwort gab, ist Lei Jun, seines Zeichens Gründer des Unternehmen Xiaomi, das inzwischen schon einmal drittgrößter Hersteller von Smartphones war.
Welche Unternehmen beherrschen den chinesischen Markt und wer führt sie? Was ist diesen Managern wichtig und wofür geben die Super- und Neureichen in China ihr Geld aus? Gekonnt und spannend geschrieben stellt uns Wolfgang Hirn die Protagonisten der chinesischen Wirtschaft vor. U
Management-Journal-Fazit: Eine klare Leseempfehlung für alle, die etwas über die chinesische Wirtschaftsmacht erfahren wollen. Und da Wachstum und Ambitionen in China gleichermaßen groß sind, sollte das eigentlich jeder sein. Spannend und eloquent von der ersten bis zur letzten Seite.
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