Dialog-Forum: „Die Zukunft sind wir!“
11. Oktober 2017, VillaMedia, Wuppertal
Fotos: Gunnar Bändle
Dialog-Forum: „Die Zukunft sind wir!“
Die Zeit ist reif. Reif für ZukunftsMacher, die nicht nur den Diskurs einfordern, sondern sich austauschen und vernetzen, diskutieren und Projekte umsetzen wollen und die sich als Brückenbauer zur Politik verstehen. Jörg Heynkes hat die Initiative „Die Zukunft sind wir!“ gegründet und zehn Forderungen für eine bessere Zukunft aufgestellt. Inzwischen haben bundesweit mehr als 260 Menschen unterschrieben.
Unser Dialog-Forum
Statt Vorträge, haben wir für das Dialog-Forum ein interaktives Veranstaltungsformat gewählt. Zehn Tische zu unseren Themen, (ein extra Tisch zu der Initiative) jeweils ein Impulsgeber, der die Diskussion leitet, 30 Minuten Diskurs, dann ein Wechsel. Zum Schluss haben die Impulsgeber die Ergebnisse vorgestellt. Tom Hegermann hat unser Dialog-Forum professionell moderiert. Danke an alle, die sich eingebracht und Ideen entwickelt haben.
Die Ergebnisse
Tisch 1:
Sozial verantwortliches und nachhaltiges Wirtschaften
Impulsgeber: Prof. Dr. Uwe Schneidewind, Wuppertal Institut
An den Tisch von Uwe Schneidewind sitzen Unternehmerinnen und Unternehmer aus den Branchen Tourismus, Design, Textil, und Versicherung, Menschen, die nachhaltig unterwegs sind und sich engagieren. Unternehmer sind auf der Suche nach Netzwerken, die für die Zukunft stehen. Sie wollen mitgestalten. Somit hat sich das Format des Dialog-Forums bewährt. Gleichzeitig stellt sich auch die Frage: „Warum ist es für die Parteien so schwierig, die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger zu erkennen und aktiv zu werden?“, fragte Uwe Schneidewind.
Die konkreten Ideen:
- Das Entfesselungs-Gesetz verhindern
- Doggy-Bags bei Konferenzen, Meetings und Versammlungen
- Fair-Trade Modeschauen an Schulen
Tisch 2:
Innovationen nutzen – Demographie gestalten. Impulsgeber: Tom Hegermann, Journalist
Wie definieren wir den Begriff Innovation? Es geht nicht nur um die technische Innovationen, sondern vielmehr um innovative Veränderungen im sozialen und gesellschaftlichen Bereich. Früher hat die Kirche, haben Vereine oder Verbände die Zukunft gestaltet. „Doch sie sind heute nicht mehr wirksam, weil sie sich nicht mehr mit den aktuellen Themen beschäftigen, die Menschen unter den Nägeln brennen“, so Tom Hegermann.
- Wir brauchen mehr Sandkästen, um Neues zu probieren, die Burg müssen wir auch mal zerstören, um sie anders zu erbauen, müssen neugierig sein und bleiben und auch scheitern dürfen.
Tisch 3: Wertschöpfung gerecht verteilen. Impulsgeber: ZukunftsMacher Jörg Heynkes
Die Schwerpunkte des Tisches: Wie kann man die Zukunft mit staatlichen Systemen besser gestalten ? Das geht einher mit der Transformation in der Gesellschaft. Gefordert wird, dass sich die Politik nicht weiter entzieht, sondern endlich den Diskurs vorantreibt. Und: Wir müssen eine Werte-Debatte führen, Werte neu definieren und uns über Wert der bezahlten und ehrenamtlichen Arbeit verständigen, die Wertschöpfung von der Leistung entkoppeln und Teilhabe organisieren. „Dazu müssen wir die Gemeinschaft, das Gemeinwohl und den Gemeinsinn stärken. Und man muss das bedingungslose Grundeinkommen in einer Stadt testen. Es braucht ein Labor“, betonte Jörg Heynkes.
- Lokale BGE-Initiative gründen
- Mehr Begeisterung, weniger Bedenkenträger
- Persönlich Verantwortung übernehmen
- Diskussionen der Politik einfordern!
- Andere mehr wertschätzen!
- Steuerliche Subventionen von Ehrenamt
Tisch 5:
Nachhaltige Ernährung und Tierschutz. Impulsgeber: Hubert Ahlers, Bonnekamp-Stiftung
Was sind uns qualitativ hochwertige Lebensmittel wert? Sind mir bereit dafür einen angemessenen Preis zu bezahlen, um die Massentierhaltung zu verhindern? Bei diesen Fragen geht es auch um die „Wiederermächtigung“ der Politik. Wie lautet die politische Forderung, um ein ökologisches und sozialverträgliches Ernährungssystem zu etablieren?
- Modellprojekte zum Beispiel der urbanen Landwirtschaft, die im Ausland erfolgreich sind, auf unsere Städte übertragen
Tisch 6:
Nachhaltige Mobilität. Impulsgeber: Roland Schüren, Bäckerei Schüren
Elektromobilität ist die sinnvolle und nachhaltige Art der Fortbewegung. Keine Diskussion. Vielmehr ging es darum, den ÖPNV zu stärken. Wir müssen umdenken. Neue Systeme sind notwendig, damit wir sicher und schnell, ohne Wartezeiten ans Ziel kommen, vor allem dann, wenn autonom fahrende Autos unterwegs sind.
- Die revolutionäre Idee: Eine Stadt wird autofrei!
- Das Car-Sharing Angebot ausbauen und Menschen davon überzeugen, Car-Sharing verstärkt zu nutzen
- Für den ländlichen Bereich: Anhalte-Banken. Wenn jemand dort sitzt, hält ein Auto an
- Gesetz ändern: Baurecht für Ladestationen
Tisch 7:
Respekt, Gerechtigkeit, Verantwortung. Impulsgeberin: Jeannette Hagen, Autorin
Wie können wir dem Begriff Gerechtigkeit ein kraftvolles Gesicht geben, es wiederbeleben, um aktiv zu handeln? An dem Tisch wurden dazu Verben entwickelt, um die Gerechtigkeit anders zu definieren: Teilen, tauschen, achten, wertschätzen, fühlen, achtsam sein, wahrnehmen und authentisch sein. Also: „Wenn Du die Welt verändern willst, fange bei Dir selbst an. „Jeder, der bei dem Dialog-Forum mit dabei ist oder sich der Initiative anschließt, will etwas verändern und das funktioniert am besten, indem man Vorbild ist“, betonte Jeannette Hagen.
- Vorbild sein
- Die Komfortzone verlassen
- eigene Werte erkennen und danach leben
- Gutmensch wird negativ assoziiert. Warum eigentlich? Warum bekennen wir uns nicht dazu, Gutmenschen zu sein? Wir sollten stolz darauf sein, dass wir die Zukunft anschieben und die Welt ein bisschen besser machen wollen
- sich in den sozialen Netzwerken zeigen, Meinung bekennen, Gefühle zugeben, offen sein
Tisch 8:
Bildung der Zukunft. Impulsgeber: Prof. Wolf-Dieter Hasenclever
Zunächst der Kritikpunkt: In den zehn Forderungen der „Zukunft sind wir!“ ist die Bildung nicht aufgeführt. Ein wichtiges Thema, denn Bildung für die Zukunft bedeutet den Schwerpunkt auch auf Persönlichkeitsbildung zu legen. Pädagogik muss heute Werte transportieren: Achtsamkeit, Neugier, Mut, Flexibilität, eine ethische Verankerung und auch die Fähigkeit, in Situationen die Führung zu übernehmen. Es geht darum digitale Kompetenzen zu vermitteln, die Fähigkeit der Zusammenarbeit und um die Befähigung zum lebenslangen Lernen.
- Bildung über Zuhören
- Bildung über (Er)Forschen
- Bildung über Freiräume
- Bildung über Gestalten
- Bildung über Kultur und Kunst
Tisch 9:
Ein starkes Europa – nah an den Menschen. Impulsgeber: Stefan Engstfeld
Europa mit Kopf und Herz – die Kernaussage des Tisches. „Wir waren uns einig, dass Europa ein neues Narrativ benötigt, damit Europa wieder die Herzen der Menschen erreicht, Herzblut ist nötig“, sagte Stefan Engstfeld. Wir sind Europa!
- Erfolgsgeschichten über Europa verbreiten
- Europa emotionalisieren
Tisch 10:
Zeitgemäße Partizipation. Impulsgeber: Oskar von Homeyer, GLS Bank
„Die Macht geht vom Volke aus!“ So steht es in unserem Grundgesetz und es gilt eigentlich nur für Wahlen. „Wir wollen die direkte Demokratie. Doch Partizipation macht nur dann Spaß, wenn es eine Wirkung hat“, betonte Oskar von Homeyer.
- Radikaler Umbau des Sozialsystems
- Direkte Demokratie versus Politikverdrossenheit
- Begrenzung des PR-Lobbyismus
- Stärkung des unabhängigen Journalismus
Tisch 11:
Klimawandel. Impulsgeber: Lutz Weidner, Bergische Bürgerenergiegenossenschaft
Wie wollen wir das 2 Grad Ziel des Pariser Klimaabkommens erreichen? Was kann jeder dazu beitragen? „Die Unternehmer sind weiter, als gedacht, aber sie brauchen Unterstützer, Vordenker und Helfer, wenn sie das zusätzliche Ziel Effizienz und des Klimaschutz erreichen wollen“, sagte Lutz Weidner.
- Energieparty statt Tupperparty
- Solarenergie in jeder Stadt forcieren
- Nachhaltigkeits- und Ernährungsrat einrichten
Tisch 12:
Wie geht es mit der Initiative weiter? Impulsgeber: Michael Merkel
„Es ist viel Energie im Raum und es sind viele engagierte Menschen zusammengekommen“, sagte Michael Merkel. Es gibt in unserer Gesellschaft viele, die keine Zukunftsangst haben und Perspektiven sehen. Die Aufgabe der Initiative sei, die ZukunftsMacher mit der Politik zu verbinden, damit wir gemeinsam gestalten.
- Wir wollen vernetzen, auch andere Initiativen aus anderen gesellschaftlichen Bereichen – und Politiker. Nach der Vernetzung müssen wir die Themen vertiefen und noch stärker diskutieren
- Themenzentrierte Treffen, um die Zukunftsperspektiven zu diskutieren und in die Politik einzubringen
- Wir müssen raus aus den Filterblasen
- Was die Bürgerinnen und Bürger wollen, muss in die Politik getragen werden
- Puls auf Europe ist ein Beispiel für eine Idee, die sich verbreitet hat. Doch es brauchte eine Initiative, um das Bedürfnis darzustellen
- Demos – oder Flashmobs
Keynote Boris Palmer
Boris Palmer, Oberbürgermeister von Tübingen hat in seiner Keynote an vielen Beispielen verdeutlicht, wie er in seiner Stadt Energien spart und Bürger bei demokratischen Prozessen einbindet. In Tübingen gibt es inzwischen über 10.000 Ökostrom-Kunden und immer mehr Bürger teilen das Auto oder benutzen den Bus. „Tübingen macht blau“ ist das Motto der städtischen Klimaschutzkampagne, die Boris Palmer im Frühjahr 2008 ins Leben rief und er beweist, dass es funktioniert! Applaus!
Die Idee:
Wir besuchen die Stadt Tübingen, planen dort eine Zukunftswerkstatt und bringen gute Beispiele mit, um sie in anderen Städten umzusetzen.
Weitere Infos:
- Die Fotos von unserer Veranstaltung
- Unsere Facebook-Gruppe „Die Zukunft sind wir!“ – hier…
- Artikel über unser Dialog-Forum in der WZ