Design Thinking – auf den Punkt!
Ein Interview mit Dr. Saskia Dörr
Design Thinking wurde zunächst an der Stanford University entwickelt, um kreative Ideen zu fördern. Die amerikanische Innovationsagentur IDEO hat Design Thinking übernommen und über das Hasso-Plattner-Institut ist es auch längst bei uns angekommen. Doch was genau verbirgt sich eigentlich hinter der Methode?
Saskia Dörr: Design Thinking ist die Anwendung eines „Denkens wie Designer“ für eine allgemeine Problemlösung. Design hat mit Innovation, Kreativität und Sinngebung zu tun. Im Fokus stehen die Nutzer. Design Thinking ist eine Methode, dies im Unternehmensumfeld umzusetzen. Dabei geht es um das „Machen“ – um die sofortige Umsetzung einer Idee bis hin zu einem Prototypen.
Doch wie erklären Sie sich den Hype um den Prozess, warum ist Design Thinking in aller Munde?
Saskia Dörr: Design Thinking wird bei vielen Startups des Silicon Valley für Innovationsprozesse eingesetzt. Auch die Großen der Netzökonomie, wie Google oder Apple schwören auf Design Thinking. Offenbar mit großem Erfolg. Mit „Industrie 4.0“ schauten sich auch deutsche Unternehmen und Manager den erfolgversprechenden Ansatz ab, um ähnlich erfolgreich zu werden.
Die erfolgreiche Methode steht auch oft im Kontext der Digitalisierung. Was steckt dahinter?
Saskia Dörr: Digitalisierung bedeutet immer auch eine dynamische Veränderung, intensive Technologie- und Geschäftsmodellinnovation und steigende Komplexität. Das ist die Welt mit der Unternehmen jeder Größe heute umgehen müssen. Traditionelle Managementmethoden können mit unsicheren Kontexten nicht umgehen – Design Thinking schon. Ganz besonders hilft sie beim Lösen sogenannter „wicked problems“, Problemsituation, für die es keine Lösungswege gibt, die durch Zweideutigkeit und Unsicherheit charakterisiert sind. Das ist bei der Digitalisierung häufig der Fall.
Sie sind Impulsgeberin bei unseren nächsten WerteSalon zum Thema „Design Thinking“. Wie kamen Sie zu der Methode?
Saskia Dörr: Ich leite seit über 20 Jahre lang Projekte – Innovations-, Produkt-, Kunden-, HR-Projekte, funktions- oder unternehmensübergreifende, internationale etc. Ich kenne alle Probleme und Fallstricke bei der Umsetzung von Projekten aus eigenem Erleben. Als ich dann vor etwa fünf Jahren Design Thinking kennenlernte, war ich aufgrund der unglaublichen Geschwindigkeit der Entwicklungen begeistert. Ich begann zunächst Elemente in Workshops einzusetzen. Heute führe ich selbst Design-Thinking-Seminare durch und begleite Teams im Innovationskontext.
Wann kommen Unternehmen auf Sie zu und wie nutzen sie dann Design Thinking?
Saskia Dörr: Neben der ganz konkreten Umsetzung einer innovativen Idee in kürzester Zeit, nutzen Unternehmen Design Thinking beispielsweise auch, um vorhandenes Potenzial in ihren Teams zu aktivieren, um ein gemeinsames Problemverständnis zu entwickeln, ihre Kundengruppe besser zu verstehen oder um eine offene, agile Unternehmenskultur in Umsetzung zu bringen. Und ganz nebenbei erlebe ich immer wieder den großen Spaß der Beteiligten an dem co-kreativen Prozess!
Sie sind auch Nachhaltigkeitsmanagerin. Was hat Design Thinking damit zu tun?
Saskia Dörr: Nicht nur bei Umgang von Wirtschaft und Gesellschaft mit der Digitalisierung stellen sich „boshafte Probleme“ – erst recht beim Lösen der globalen Probleme, wie Energieversorgung, Klimagerechtigkeit, fairer Zugang zu Bildung, Lebensmittelversorgung oder Artenvielfalt etc. Beim Finden von Wegen für nachhaltige Lösungen, die den Menschen dienen, kann Design Thinking helfen. Das ist für unsere Zukunft von großer Bedeutung.
Über Saskia Dörr
Dr. Saskia Dörr ist Transformationscoach, Nachhaltigkeitsberaterin und Gründerin von WiseWay BERÄT UNTERNEHMEN. Im aktuellen Schwerpunkt ihrer Tätigkeit unterstützt sie Menschen und Organisationen beim Aufbau digitaler Kompetenzen und digitaler Dienstleistungen, damit sie ihre Zukunft selbständig gestalten können.
Unter anderem führt Sie Design Thinking Workshops durch und begleitet selbstorganisierte Innovationsprojekte.