Branchen im Wandel: Business Transformation in digitalen Zeiten
Die digitale Revolution bringt einen beschleunigten, extrem vernetzten Informationsfluss mit sich, viele verschiedene Branchen machen sich dies längst zunutze. Das Resultat nennt sich auf Neudeutsch »Business Transformation«, dieser Prozess erfasst sämtliche Unternehmen vom jungen Start-up bis zur Traditionsmarke. Wir werfen einen Blick auf ein dynamisches Geschehen, das sich in Zukunft eher noch beschleunigen wird.
Marktriesen geraten ins Wanken
Jede noch so kleine Firma besitzt inzwischen eine hübsche Homepage mit ansprechenden Texten, doch das macht den eigentlichen Wandel nicht aus. Ganze Geschäftsmodelle verändern sich, die digitale Evolution schreitet unaufhaltsam fort. Manches frische Start-up brachte bereits etablierte Marktriesen ins Wanken – und im Gegenzug lehren unaufhaltsam wachsende Internet-Giganten den kleinen Geschäften vor Ort das Fürchten. Amazons Gründungsjahr liegt inzwischen mehr als 20 Jahre zurück, zuerst saß das Unternehmen dem lokalen Buchhandel im Nacken, inzwischen haben die fundamentalen Umwälzungen auch viele weitere Einzelhandelszweige erfasst: Der Kunden ist bequem geworden, er kauft vermehrt mit ein paar Klicks am Bildschirm ein, statt sich extra in die Stadt zu begeben. Das Konzept »Local Commerce« soll die Geschäfte in den Innenstädten vor dem langsamen Dahinsiechen retten: Lokale Anbieter tun sich zusammen und gründen eine gemeinsame digitale Shopping-Plattform, wo sie ihre Produkte anpreisen. Die Kunden haben dann die Wahl, sich ihre Waren innerhalb kürzester Zeit, oft noch am selben Tag, liefern zu lassen oder gezielt in die Stadt zu fahren und sich das gewünschte Produkt selbst zu holen. Die bayerische Kleinestadt Günzburg spielte hier eine Vorreiterrolle, doch ob sich dieses neue Verkaufsmodell langfristig rechnet, steht noch in den Sternen.
Der Online-Dienst Uber besteht seit dem Jahr 2009, er betätigt sich auf dem Gebiet der Personenbeförderung, und das mittlerweile in zahlreichen Ballungsräumen der Welt. UperPop vermittelt private Mitfahrgelegenheiten, UberBlack und UberX haben sich auf Fahrgäste für Mietwagen inklusive Fahrer spezialisiert. Das setzt natürlich den Taximarkt unter Druck und auch die öffentlichen Verkehrsmittel verlieren Passagiere an diesen sehr viel flexibleren Service. UberEATS führt in den USA sogar Essensauslieferungen durch und es gibt Hinweise, dass auch in Deutschland ein solches Projekt starten wird. Für Restaurantchefs gilt es also nun, frühzeitig zu reagieren und sich zu vernetzen! Uber geht dabei aber noch einen ganzen Schritt weiter, denn das Ziel ist es hier mit der Sharing-economy die Gewohnheiten der Menschen grundsätzlich zu verändern – und bisher scheint dies auch zu funktionieren.
Die Online-Plattform PokerStars gehört zu denjenigen Anbietern, die nicht nur das Pokerspiel, sondern auch viele andere Bereiche des Spielbankmarktes professionell digitalisiert haben und einen ähnlichen Ansatz wie UBER implementieren. Lokal ansässige Casinos setzen mit Rabattaktionen und lockenden Events dagegen, doch der virtuelle Rivale schläft nicht: Er bietet seinen Kunden auf Wunsch sogar einen Live-Croupier an und eröffnet zudem die Möglichkeit, sich online für große Events zu qualifizieren. Der Wettlauf bleibt also auch in dieser Branche spannend, basierend auf dem uralten Prinzip, dass Konkurrenz die Kreativität fördert – und damit wie von selbst das Geschäft belebt.
Vor gar nicht allzu vielen Jahren gab es in jedem noch so kleinen Städtchen eine Videothek, die vor allem in den Abendstunden und am Wochenende recht gut besucht war. In den Ballungsgebieten blühten die großen Ketten, die Auswahl an Filmen war in diesen Läden enorm. Doch inzwischen besitzt nicht nur jeder einigermaßen normale Rechner, sondern auch jedes Smartphone und eine Vielzahl von TV-Geräten die Fähigkeit zum Live-Streaming. Sich ins Auto zu setzen, einen Film zu holen und ihn am nächsten Tag wieder abzugeben, ist völlig überflüssig geworden – und das brach den Videotheken das Genick. Hinzu kommen noch die bei vielen digitalen Anbietern wie Netflix zu wählenden Flatrates, die das Ganze sehr viel kostengünstiger für den Konsumenten machen. Der einzige kleine Nachteil: Die Tüte Chips wird nicht per World Wide Web mitgeliefert, sie sollte zum entspannten Videoabend besser bereits im Schrank stehen. In Zukunft könnte der leckere Snack allerdings auch nach digitaler Bestellung per Drohne eingeflogen werden, entweder aus dem nächsten Supermarkt oder frisch aus dem Warenlager eines Internetriesen wie Amazon. Diese planen dafür sogar Verteilzentren, die über den Städten fliegen sollen.
Mit Airbnb erlebte die Hotelbranche ihren maßgeschneiderten digitalen Schock: Das 2008 in Silicon Valley gegründete Unternehmen vermittelt private Unterkünfte in aller Welt, ohne im Gegenzug irgendwelche rechtlichen Verpflichtungen zu übernehmen. Inzwischen sind es viele Millionen Übernachtungen pro Jahr, die über diesen digitalen Dienst gebucht werden: Auch hier avanciert die Information zu einem wertvollen Handelsgut, aus dem sich jede Menge Gewinn schöpfen lässt. Ganz nebenbei erhalten Privatmenschen die Chance auf einen erquicklichen Nebenverdienst, der wiederum häufig einem Unternehmen im Gastgewerbe entzogen wird. Nun sind die Hotels am Zuge, ihr eigenes Angebot noch attraktiver zu gestalten!
Digitale Matktrevolution
Während dieses unaufhaltsamen Prozesses der digitalen Marktevolution verändert sich auch unsere eigene Lebensweise: Wir kaufen anders ein, konsumieren auf andere Weise Filme und Musik, leben unsere sozialen Beziehungen anders aus. Die Business Transformation ist in Wirklichkeit eine Transformation sämtlicher menschlicher Geschäfts- und Lebensbereiche, und wie bei jeder großen Revolution entfaltet sich eine spezielle Dynamik, die zu immer neuen Entwicklungen führt. Das Morgen lässt sich noch erahnen – doch das Übermorgen könnte schon wieder voller Überraschungen sein.