Von Damian Sicking, www.Roter-Reiter.de
Der frühere Chief Scientist von Amazon wirft einen neuen (anderen) Blick auf Big Data. Zwar sieht auch er die Gefahren, die von den Datenkraken ausgehen, er sieht aber auch die Chancen, die Big Data uns ermöglicht – persönlich und gesellschaftlich. In seinem Buch spricht er sich dafür aus, das Kind nicht mit dem Bade auszuschütten.
Daten-Grundrechte: Wie der Mensch zum Souverän über seine Daten wird
Die Welt besteht aus Daten. Unser Einkauf bei Amazon. Unser Like auf Facebook. Unser Lebenslauf auf XING. Unsere Suche bei Google. Unsere Laufrunde bei Runtastic. Alles Daten. Und es werden immer mehr. Big Data. Diese „Datenrevolution“ ist auch eine Herausforderung für die Gesellschaft und die einzelnen Menschen, die sie konstituieren.
Strictly confidential: Was die Firmen mit unseren Daten machen
Auf der einen Seite stehen die Milliarden Menschen, die sekündlich Unmengen von Daten im Netz hinterlassen, zum Teil wissentlich (zum Beispiel Facebook-Posting), zum Teil aber auch nicht (zum Beispiel Google-Suche). Auf der anderen Seite stehen die Unternehmen und Institutionen, die „Datenraffinerien“. In Analogie zu den Ölraffinerien veredeln diese unsere Rohdaten zu wertvollen und vermarktbaren Produkten und Dienstleistungen. Was die Datenraffinerien hinter ihren hohen Mauern aber genau mit unseren Daten machen, wissen wir nicht. Das ist nicht in Ordnung, sagt Andreas Weigend. Wir müssen die „Macht über unsere Daten zurückerobern“, fordert er bereits im Untertitel.
Transparenz und Handlungsfähigkeit
Die Lösung kann nicht darin bestehen, möglichst wenig Daten von sich selbst preiszugeben. Wenn wir von sozialen Daten profitieren möchten, müssen wir Informationen über uns auch teilen. Aber „der Preis, den wir bezahlen, und die Risiken, die wir eingehen, müssen durch die Vorteile, die wir erhalten, mindestens aufgewogen werden“. Transparenz und Handlungsfähigkeit sind die Schlüsselbegriffe in diesem Zusammenhang.
Für Weigend stehen wir an einem Wendepunkt, wie die Beziehung zwischen den Menschen, die Daten erzeugen, und den Organisationen, die Datenprodukte und -dienstleistungen schaffen, definiert wird. Entscheidend für das Gelingen der „Datenrevolution“ ist die Veränderung unserer Denkweise. Weigend fordert uns dazu auf, unsere alte Haltung als passive „Konsumenten“ zu überwinden und uns stattdessen eine neue Denkweise zu eigen machen, indem wir uns als aktive Mitschöpfer sozialer Daten verstehen.
Roter-Reiter – Fazit: Andreas Weigend hat das Thema der „Datenrevolution“ tief durchdrungen und geht souverän und kompetent damit um. Sein Buch ist ein wichtiger Diskussionsbeitrag auf hohem Niveau. Experten werden es mit Gewinn lesen. Weniger geeignet ist das Buch für Leser, die sich bisher noch gar nicht mit der Datenproblematik befasst haben und sich nur ein wenig schlau machen möchten.
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